Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.988

Substanzkonsum im sexuellen Kontext (S35)

Substanzkonsum im sexuellen Kontext bei Rehabilitand*innen in Suchtfachkliniken - Ergebnisse der SubSex Studie

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Daniel Deimel (Katholische Hochschule NRW, Aachen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Sexualisierter Substanzkonsum wurde bisher nur im Rahmen von Chemsex bei Männern, die Sex mit Männern haben, diskutiert. Im Rahmen der Studie soll eruiert werden, wie
1. Verbreitet der sexualisierte Substanzkonsum bei Suchtpatient*innen ist,
2. Welche Motive und Ursachen von Substanzkonsum im Rahmen von Sexualität bedeutsam sind,
3. Welche Folgen des Substanzkonsums für die Sexualität hat (z. B. sexuelle Risikosituationen; sexuelle Funktionsstörungen als Folge des Substanzkonsums; traumatische Erlebnisse in sexuellen Kontexten)
4. Wie sich der Umgang mit der Bearbeitung von Sexualität innerhalb der Suchttherapie darstellt sowie Identifikation von Barrieren und Beispielen gelingender Praxis.


Methoden
Im Rahmen einer multizentrischen sequenzielle mixed-methods Studie wurden 30 Expert*inneninterviews mit Suchttherapeut*innen zum Themenkomplex sexualisierter Substanzkonsum und Suchttherapie sowie quantitative Daten von 490 Patient*innen in der Suchtrehabilitation zum sexualisierten Substanzkonsum erhoben. Die Ergebnisse des quantitativen Studienteils wurden dann im Rahmen von 3 Fokusgruppen mit n = 21 Suchttherapeut*innen diskutiert und weitere Implikationen für eine bedarfsgerechte Therapie hergeleitet.



Ergebnisse
Über die Hälfte der befragten Patient*innen (57,3 %, n = 270) geben dabei an, "öfters" oder "sehr oft" Substanzen gezielt zum Sex einzusetzen. Relevante Konsummotive liegen in der Steigerung bzw. Verbesserung sexuellen Erlebens. Für 17 % der Befragten stellen sexuelle Settings ein potentielles Rückfallrisiko für den Substanzkonsum dar. 38 % (n = 184) der Befragten gaben an, dass es ihnen wichtig wäre, im Rahmen der Rehabilitation über Themen im Zusammenhang mit Sexualität sprechen zu können. Die Hälfte der Befragten (47, 6%, n = 231) berichteten, dass nie über Sexualität im Rahmen der Therapie gesprochen wurde.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sowohl Männer als auch Frauen jeglicher sexueller Orientierung sexualisierten Substanzkonsum betreiben. Die Konsummotive und Hintergründe unterscheiden sich jedoch voneinander. Für eine relevante Größe der Suchtpatient*innen stellen sexuelle Settings ein subjektives Rückfallrisiko dar. Im Kontrast zu dieser Relevanz existieren Barrieren, die einer angemessenen Bearbeitung der Problematik im Rahmen der Suchtrehabilitation im Wege stehen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Deimel, D. (2023). Substanzkonsum im sexuellen Kontext bei Rehabilitand*innen in Suchtfachkliniken - Ergebnisse der SubSex Studie. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.988