Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.982

Different scenes, different settings I (S33)

Gewaltdynamiken und Substanzkonsum in Fußballfanszenen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Laura Arasteh-Roodsary (Katholische Hochschule NRW, Köln), Daniel Deimel (Katholische Hochschule NRW, Aachen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Jugendliche und junge Erwachsene, die Teil der deutschen Fußballfanszenen sind, weisen einen erhöhten Konsum von Alkohol, Cannabis und anderen psychotropen Substanzen auf. Nicht selten führt dieser problematische Konsum zu unterschiedlichen Gewaltdynamiken oder zu individuellen psychosozialen Schieflagen. Die durch den DFB eingeführten sozialarbeiterischen Fanprojekte bilden die Basis der sozialen Beratungskultur dieser fankulturellen Lebenswelt und begleiten die Fans durch ihren Szenealltag.
Das Projekt „SubFAN: Substanzkonsum in Fußballfanszenen“ setzt hier an: Das onlinebasierte Beratungs- und Informationsportal richtet sich an aktive Fu߬ballfans im Jugend- und jungen Erwachsenenalter, die einen psychosozialen Be¬ratungsbedarf und insbesondere einen problematischen Substanzkonsum haben. Häufig führt dies zu delinquentem Verhalten, wie Gewaltausbrüchen innerhalb und außerhalb der Stadien, untereinander oder zwischen gegnerischen Fans. Im Rahmen des Vortrags sollen erste Ergebnisse der qualitativen Studie in Fußballfanszenen vorgestellt werden.


Methoden
Es handelt sich um einen mixed-methods Ansatz, der auf Basis von zehn biografischen Tiefeninterviews mit aktiven Fußballfans, ca. 100 Spieltagsdokumentationen aus den ersten drei Profiligen sowie teilnehmenden Beobachtungen qualitativ analysiert wird.


Ergebnisse
Bisher kann festgestellt werden, dass der Konsum von Alkohol vor, während und nach Fußballspielen zu erhöhtem Gewaltpotential beiträgt. Auch der Konsum von psychotropen Substanzen ist kontext- und situationsabhängig gängig. Die biografischen Interviews, die mit ausschließlich mit Männern aus den Ultraszenen geführt wurden, zeigen Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Sozialisation, der Herkunftsfamilie und dem Konsum von Substanzen und der aktiven Beteiligung an Gewaltdynamiken innerhalb der Fanszenen. Die Teilnehmenden Beobachtungen unterstützen den identitätsstiftenden Faktor der Ultragruppierungen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Es stellt sich die Frage, wie eine zielgruppenorientierte Gewalt- und Suchtprävention im Kontext der hard-to-reach Klientel aussehen kann. Auch wenn die Fanprojekte hier als Schnittstelle agieren, haben sie kein Zeugnisverweigerungsrecht, sodass Präventionsarbeit an ihre Grenzen stößt. Das Onlineberatungsportal kann hier als weitere niedrigschwellige und anonyme Schnittstelle dienen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Arasteh-Roodsary, L., & Deimel, D. (2023). Gewaltdynamiken und Substanzkonsum in Fußballfanszenen. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.982