Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.975

Medienbezogene Störungen bei Kindern und Jugendlichen – Trends, Hintergründe, Therapie (S31)

Lebenskompetenzen 4.0: Potenziale sozialer Medien für die Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Samuel Tomczyk (Universität Greifswald, Greifswald), Elizabeth Zimmermann (Universität Greifswald, Greifswald)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Soziale Medien sind ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens von Kindern und Jugendlichen, die im Durchschnitt mehr als drei Stunden pro Tag mit Social-Media-Anwendungen verbringen. Seit fast zwei Jahrzehnten werden Potenzial und Risiken sozialer Medien für die Kinder- und Jugendgesundheit diskutiert. Trotz reichlich empirischer Forschung mangelt es jedoch an theoretischen Perspektiven und anwendungsorientierter Forschung, die die z. T. divergierenden Befunde zielführend verbinden und für präventives Handeln nutzbar machen.


Methoden
Durch eine Kombination aus systematischer, narrativer Literaturanalyse, theoretischer Konzeptentwicklung und modellhafter, qualitativer Pilotstudie wurde das Konzept der digitalen Lebenskompetenzen (Lebenskompetenzen 4.0) erarbeitet, das an evidenzbasierte Konzepte der Lebenskompetenzförderung und Medienbildung anknüpft und zugleich die Lücke medienbezogener Angebote der Prävention schließt, inklusive der Berücksichtigung aktueller Trends.


Ergebnisse
Der Beitrag präsentiert eine Synopse der theoretischen und empirischen Erkenntnisse zu digitalen Lebenskompetenzen im Kontext sozialer Medien und stellt einen Leitfaden für die Entwicklung, Umsetzung und Analyse von auf Social Media basierenden Interventionen vor, die Jugendliche zur Bewältigung der Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt befähigen. So wird aufgezeigt, wie (1) traditionelle Lebenskompetenzförderung auf digitale Anwendungen übertragbar ist, (2) Lebenskompetenzen und die besonderen Risiken sozialer Medien als digitales Umfeld (z. B. Cybermobbing, Radikalisierung) durch modularisierte, digital gestützte Interventionen adressiert werden können, und (3) soziale und gesundheitliche Ungleichheiten auf diese Weise gezielt adressiert werden können.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Gestaltung evidenzbasierter Interventionen zur digitalen Lebenskompetenzförderung verbindet Ansätze der Suchtprävention für traditionelle und moderne Suchtmittel mit Strategien der Verhaltensänderung und Medienbildung und bildet damit eine Brücke zwischen aktueller Forschung und Praxis. Die Pilotierung verweist auf eine hohe Akzeptanz und Praxistauglichkeit der Intervention, weiterführende Untersuchungen zur Wirksamkeit und weiterführenden Umsetzung im Alltag stehen zugleich noch aus.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Heinrich-Böll-Stiftung, Promotionsstipendium EZ

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Tomczyk, S., & Zimmermann, E. (2023). Lebenskompetenzen 4.0: Potenziale sozialer Medien für die Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.975