Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.930

Legalisierung von Cannabis – Evidenz und Herausforderungen (S19)

Cannabis Social Clubs als Option zur Schadensminimierung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Jakob Manthey (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Vor dem Hintergrund der von der Bundesregierung beabsichtigten Legalisierung von Cannabis Social Clubs (CSCs) in Deutschland stellt sich die Frage, welchen Beitrag CSCs zur Schadensminderung leisten können. Ich gebe hierzu 1) einen kurzen Einblick in die Literatur vorwiegend qualitativer Forschung und stelle 2) die Ergebnisse eigener, quantitativer Auswertungen vor.


Methoden
Für 1) werden Studien gesichtet, welche die Umsetzung von Maßnahmen zur Schadensminderung in CSCs beschreiben. Hierzu werden Studien von CSCs aus Uruguay sowie europäischer Länder berücksichtigt.
Für 2) wurden Daten von CSCs ausgewertet, welche in der Catalan Federation of Cannabis Associations (CatFAC) organisiert sind und sich vor allem in Barcelona (Spanien) befinden. Diese Routinedaten enthalten Informationen über die Mitglieder (z. B. Alter, Geschlecht), als auch Angaben zu den Cannabisprodukten (z. B. Produktart, Menge, Preis). Für diese Präsentation wurden unterschiedliche Analysen durchgeführt. Die erste Analyse fokussiert auf die Preise für den Bezug von 1g Cannabis, welches durch die Mitglieder entrichtet wurden. Die durchschnittlichen Preise wurden mit den durchschnittlichen Preisen auf dem Schwarzmarkt verglichen und es wurde berechnet, ob Rabatte für größere Mengen gewährt werden. Die zweite Analyse zielt darauf ab die Mitglieder hinsichtlich die Mitgliedschaftslänge und der Konsummengen zu charakterisieren.


Ergebnisse
1) CSCs können Informationen und Gerätschaften für einen schadensreduzierten Gebrauch zur Verfügung stellen sowie Konsumierende hinsichtlich Konsumrisiken beraten. Darüberhinaus sind auch in einigen CSCs Informationen über die Zusammensetzung der angebotenen Produkte erhältlich.
2) Cannabisprodukte in katalonischen CSCs liegen preislich überhalb des geschätzten Schwarzmarktniveaus. Im Gegensatz zu Cannabisblüten wird für Haschisch ein deutlicher Mengenrabatt gewährt. Über einen 4-Jahreszeitraum sind Mitglieder im Durchschnitt knapp 2 Jahre im CSC aktiv und konsumieren pro Tag etwa 0,5g Cannabis.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Implementierung von Maßnahmen zur Schadensminderung in CSCs ist unzureichend erforscht. CSCs in Deutschland sollten darin unterstützt werden, entsprechende Maßnahmen rechtssicher umzusetzen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Manthey, J. (2023). Cannabis Social Clubs als Option zur Schadensminimierung. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.930