Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.918

Suchtprävention und Gesundheitsförderung an Berufsschulen: Ergebnisse aus zwei aktuellen BMG-Projekten (S16)

Meine Zeit ohne -- Die Challenge: Effekte einer App-basierten Verzichtsübung bei Berufsschullernenden

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Matthis Morgenstern (IFT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, Kiel), Benjamin Pietsch (IFT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, Kiel)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Berufsschüler:innen stellen eine wichtige Zielgruppe für Prävention und Gesundheitsförderung da, der Einsatz evidenzbasierter Konzepte und Programme im Berufsschulsetting ist im Vergleich zum allgemeinbilden-den Schulwesen jedoch unterentwickelt. Mit dem Vorhaben sollte ein im Setting der allgemeinbildenden Schule etablierter und evidenzbasierter Ansatz der Suchtprävention – die Selbstverpflichtung und -erfahrung einer zeitlich begrenzten Abstinenz – auf das Setting Berufsschule übertragen werden.


Methoden
Bei der Intervention handelt es sich um eine App-basierte Präventionsmaßnahme, bei der sich Teilnehmende freiwillig verpflichten, für zwei Wochen auf ein Konsummittel wie Tabak, Alkohol oder Cannabis bzw. auf eine Verhaltensweise wie Gaming, Glücksspiel, Streaming oder soziale Medien zu verzichten oder den Konsum spürbar zu reduzieren. Die Überprüfung der Wirksamkeit erfolgte durch eine cluster-randomisierte kontrollierte Studie mit zwei Armen und Prä-Post-Befragung. Zu beiden Befragungszeitpunkten wurden neben soziodemographischen Merkmalen das Konsumverhalten der Schüler:innen in den Bereichen Rauchen (Zigaretten und E-Produkte), Alkohol, Cannabis, soziale Medien, Videospiele sowie Glücksspiel erfasst. Prozessbegleitende Messungen wurden durchgeführt, um die Durchführbarkeit der Maßnahme und die Akzeptanz bei Lehrkräften und Schüler:innen abzuschätzen.


Ergebnisse
Die Wirksamkeitsüberprüfung zeigte auf Verhaltensebene eine Reihe von Unterschieden zwischen Interventions- und Kontrollgruppe in Prä-Post-Vergleichen auf. So ergab sich eine häufigere Reduktion der Social-Media-Zeit von mindestens 20 Minuten bei Schüler:innen aus Interventionsklassen (48,4% vs. 41,8%; OR = 1,31; p < 0,001) sowie eine häufigere positive Veränderung (Reduktion oder dauerhafte Abstinenz) in ir-gendeinem der Konsum- und Verhaltensbereiche (73,0% vs. 68,8; OR = 1,24; p = 0,001).


Diskussion und Schlussfolgerung
Auf Basis der Akzeptanzanalysen und der Prozessbegleitung wurde die Umsetzung und Anpassung der Präventionsmaßnahme auf das Setting Berufsschule insgesamt als erfolgreich bewertet. Für das Setting Berufsschule steht mit „Meine Zeit ohne“ eine niedrigschwellige Suchtpräventionsmaßnahme zur Verfügung, die durch eine digitale Anwendung ökonomisch eingesetzt werden kann, auf Seiten der Zielgruppen ausreichend akzeptiert wird und eine positive Wirkung auf das Gesundheitsverhalten zu haben scheint.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Morgenstern, M., & Pietsch, B. (2023). Meine Zeit ohne -- Die Challenge: Effekte einer App-basierten Verzichtsübung bei Berufsschullernenden. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.918