Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.917

Suchtprävention und Gesundheitsförderung an Berufsschulen: Ergebnisse aus zwei aktuellen BMG-Projekten (S16)

App-basierte Prävention von Suchtverhalten: Präventionsinteressen von Berufsschullernenden

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Diana Gürtler (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Elaine Kraft (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Dominic Bläsing (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Anne Möhring (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Christian Meyer (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Dominique Brandt (Universität zu Lübeck, Lübeck)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Berufsschullernende weisen eine hohe Prävalenz von Suchtverhaltensweisen auf. Präventionskonzepte, welche mehrere Suchtverhaltensweisen und die Förderung der Lebenskompetenz adressieren, sind vielversprechend. Dieser Beitrag untersucht Präventionsinteressen von Berufsschullernenden anhand der Themenwahl innerhalb der multibehavioralen Suchtpräventions-App ready4life.


Methoden
In 35 Schulen wurde ready4life Berufsschullernenden aus insgesamt 387 Klassen während einer Unterrichtsstunde vorgestellt. Von den anwesenden Berufsschullernenden willigten 47% (n=2568) zur Teilnahme an der Evaluationsstudie ein. Die Randomisierung erfolgte klassenweise. Die Interventionsgruppe konnte zwei der sechs in der App verfügbaren Themen (Alkohol, Tabak, Cannabis, Social-Media/Gaming, Sozialkompetenz, Stress) auswählen und sich zu diesen coachen lassen. Die Kontrollgruppe erhielt einmalig einen Link mit Informationen zur Verbesserung von Gesundheitsverhaltensweisen. Anhand multivariater logistischer Mehrebenenmodelle wurden potentielle Prädiktoren der Themenwahl innerhalb der Interventionsgruppe (n=1269) untersucht: Alter, Geschlecht, Ausbildungsbereich und der Präventionsbedarf, d.h. die Ausprägung von Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum, Social-Media/Gaming-Nutzung, Stress bzw. Sozialkompetenz.


Ergebnisse
Die Themen Stress (66%) und Social Media/Gaming (50%) wurden am häufigsten von den Berufsschullernenden ausgewählt, gefolgt von Alkohol (29%), Sozialkompetenz (25%), Tabak (19%) und Cannabis (11%). Berufsschullernende, die das Thema Cannabis wählten, waren signifikant jünger als Berufsschullernende, die andere Themen wählten (Odds Ratio [OR]=0,81, 95%-Konfidenzintervall [KI]=0,74-0,90). Weibliche Berufsschullernende wählten signifikant häufiger das Thema Stress (OR=2,07, 95%-KI=1,49-2,87), während männliche Berufsschullernende häufiger die Themen Alkohol, Cannabis und Social Media/Gaming wählten (OR=0,53, 95%-KI=0,40-0,71; OR=0,36, 95%-KI=0,21-0,63; OR=0,55, 95%-KI=0,42-0,71). Der Ausbildungsbereich prädizierte ebenfalls die Themenwahl, z.B. war der Bereich Gesundheit/Soziales positiv mit der Wahl des Themas Stress assoziiert, der Bereich Verkehr/Logistik mit der Wahl des Themas Cannabis. Der Präventionsbedarf der Berufsschullernenden war signifikant mit der Wahl des entsprechenden Themas assoziiert. Beispielsweise war die Wahrscheinlichkeit, das Thema Alkohol zu wählen, umso höher, je höher der Alkoholkonsum der Berufsschullernenden war (OR=1,32, 95%-KI=1,22-1,43).


Diskussion und Schlussfolgerung
Alter, Geschlecht, Ausbildungsbereich und Präventionsbedarf beeinflussen die Präventionsinteressen der Berufsschullernenden. Die Thematik Stress war hierbei für die meisten Berufsschullernenden interessant; eine Stressreduktion könnte sich günstig auf die Prävention von Suchtverhalten auswirken.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG (Förderkennzeichen: ZMVI1-2519DSM217)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Gürtler, D., Kraft, E., Bläsing, D., Möhring, A., Meyer, C., & Brandt, D. (2023). App-basierte Prävention von Suchtverhalten: Präventionsinteressen von Berufsschullernenden. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.917