Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.916

Suchtprävention und Gesundheitsförderung an Berufsschulen: Ergebnisse aus zwei aktuellen BMG-Projekten (S16)

Wirksamkeit der multibehavioralen Präventions-App ready4life bei Berufsschüler:innen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Hannah Schmidt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Dominique Brandt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Merten Neumann (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachen e. V., Hannover), Arne Dreissigacker (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachen e. V., Hannover), Diana Gürtler (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald), Dominic Bläßing (Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Aufgrund des häufig kombinierten Auftretens von Risikoverhaltensweisen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter erscheinen insbesondere multibehaviorale Präventionsansätze sinnvoll. Die Studie „Prävention bei Auszubildenden in Bezug auf Rauschmittelkonsum und Internetbezogene Störungen“ (PARI) untersuchte daher die Wirksamkeit eines niedrigschwelligen, app-basierten Präventionskonzepts gegenüber einer Wartelisten-Kontrollbedingung im Berufsschulkontext.


Methoden
Nach einem app-basierten Screening (T0) im Klassenverbund erhielten alle Proband:innen ein individualisiertes Feedback. Die cluster-randomisierte Zuordnung zur Kontrollgruppe (KG; n = 1299) bzw. Interventionsgruppe (IG; n = 1269) erfolgte auf Klassenebene. Proband:innen in der IG wählten zwei von sechs verfügbaren Modulen (Alkohol, Tabak, Cannabis, Social Media/Gaming, Sozialkompetenz, Stress) und wurden app-basiert je 8 Wochen pro Modul gecoacht. Proband:innen in der KG erhielten einmalig Informationen zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens. Nach 6 und 12 Monaten erfolgten Follow-Ups, anschließend erhielt auch die KG einen App-Zugang.


Ergebnisse
Insgesamt nahmen 2.568 Berufsschüler:innen (Teilnahmerate=47%) aus 387 Klassen teil. Die Follow-Ups werden bis Mai 2023 finalisiert. Nach 6 Monaten wurden 36% (n=919) wiederbefragt; nach 12 Monaten wurden bisher 35% (n=896) wiederbefragt. Zur Interimsanalyse erfolgten vorläufige Mehrebenen-Regressionen unter Annahme eines random intercepts auf Klassenebene. Die Modelle wurden für Gruppenunterschiede der jeweiligen problematischen Nutzungsverhaltensweisen zu Baseline adjustiert. Auf Basis von 1.107 Proband:innen mit Daten zu mindestens einem Follow-Up Zeitpunkt ergaben sich positive Interventionseffekte hinsichtlich Social Media/Gaming (d=-0.40) und Alkohol (Anzahl Standardgetränke pro Tag; d=-0.25). Die Gruppenunterschiede hinsichtlich Tabak (Zigaretten pro Tag; d=-0.07) und Cannabis (Konsumtage im letzten Monat; d=-0.05) waren dagegen sehr klein.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die vorläufigen Ergebnisse deuten auf die Wirksamkeit des app-basierten Präventionsansatzes hinsichtlich bestimmter Suchtverhaltensweisen hin, wenngleich die Effekte zum Teil eher klein sind. Finale Ergebnisse werden beim Suchtkongress vorgestellt.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schmidt, H., Brandt, D. ., Neumann, M., Dreissigacker, A., Gürtler, D., & Bläßing, D. (2023). Wirksamkeit der multibehavioralen Präventions-App ready4life bei Berufsschüler:innen. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.916