Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.904

Trends in der Suchthilfe (S12)

Personen mit Glücksspielproblemen in der ambulanten Suchthilfe in Bayern: Trends aus dem Kompetenznetzwerk der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern 2012-2021

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Andreas Bickl (IFT Institut für Therapieforschung, München), Joana Daniel (IFT Institut für Therapieforschung, München), Larissa Schwarzkopf (IFT Institut für Therapieforschung, München)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Um Personen mit einer Störung durch Glücksspiel im ambulanten Hilfesystem angemessen zu versorgen, ist es wichtig wesentliche Klientelmerkmale zu monitorieren, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Eine bedeutende Basis für derartige Trendanalysen bildet die standardisierte Routinedokumentation der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS).


Methoden
Wir haben in bayernspezifischen DSHS-Daten Betreuungen mit Hauptdiagnose „Pathologisches Spielen“ (ICD-10 F63.0) für den Zeitraum von 2012 bis 2021 analysiert. Hierbei wurden Entwicklungen bezüglich der Anzahl an betreuten Fälle pro Einrichtung, durchschnittlicher Kontaktzahl, ausgewählten soziodemographischen Variablen und Prävalenz komorbider Substanzkonsumstörungen betrachtet. Die Darstellung erfolgt anhand jahresweiser Mittel- oder Anteilswerte inklusive 95% Konfidenzintervallen.


Ergebnisse
Von 2012 (21,0 Fälle/Einrichtung) bis 2018 (26,8 Fälle/Einrichtung) wurden zunehmend mehr Fälle mit Glücksspielproblematik pro Einrichtung betreut. Danach waren die Fallzahlen rückläufig (2021: 12,9 Fälle/Einrichtung). Die Durchschnittliche Kontaktzahl lag mit 14,0 Sitzungen 2021 etwas höher als 2012 (11,0 Sitzungen). Im Beobachtungszeitraum veränderten sich der Anteil an Männern unter den Betreuten (Range: 85,7% - 89,9%), das Durchschnittsalter (Range: 33,6 Jahre – 37,0 Jahre) und der Anteil an Klientel ohne Migrationshintergrund nicht systematisch (Range: 55,0% bis 66,3%). Allerdings stieg der Anteil an Erwerbstätigen schrittweise (2012: 62,9%, 2021: 75,5%), gleiches galt für den Anteil an Betreuten mit Abitur (2012: 9,0%, 2021: 21,0%). Die Prävalenz mindestens einer substanzbezogenen Zusatzdiagnose – am häufigsten Alkohol- und Tabakprobleme – war 2012 (42,3 %) und 2021 (42,4 %) identisch.


Diskussion und Schlussfolgerung
In den vergangenen Jahren unterlag zwar die Fallzahl der pro Einrichtung betreuten Klient:innen gewissen Schwankungen, aber die Klientelmerkmale haben sich – mit Ausnahme des Bildungsstandes – kaum verändert. Dies deutet darauf hin, dass ein ähnlicher Personenkreis erreicht wurde und ggf. Anstrengungen unternommen werden sollten, andere Subgruppen zu erreichen. Eine unzureichend angesprochene Zielgruppe sind Frauen mit Glücksspielproblematik. Da die Abiturquote unter den Betreuten trotz Anstieg unter dem in der Allgemeinbevölkerung beobachten Wert liegt, ist das bestehende Angebot womöglich auch für Personen mit (Fach-)Abitur nicht vollauf ansprechend


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege/ Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG). Der Freistaat Bayern ist im Rahmen des staatlichen Glücksspielmonopols Anbieter von Glücksspielen über die Staatliche Lotterieverwaltung (Lotterien, Sportwetten und Spielbanken) und übt gleichzeitig die oberste Aufsicht über öffentliche und private Glücksspiele aus.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Bickl, A., Daniel, J., & Schwarzkopf, L. (2023). Personen mit Glücksspielproblemen in der ambulanten Suchthilfe in Bayern: Trends aus dem Kompetenznetzwerk der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern 2012-2021. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.904