Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.892

Neuere epidemiologische Daten zum Glücksspielverhalten der Bevölkerung (S09)

Glücksspiel- und Wettverhalten in Österreich – aktuelle Ergebnisse einer Repräsentativerhebung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Martin Busch (Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich), Alexandra Puhm (Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Bevölkerungsbefragungen zu Konsum- und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial werden in Österreich regelmäßig durchgeführt und liefern auch Daten zum Glücksspiel- bzw. Wettverhalten der österreichischen Wohnbevölkerung. Im Zeitraum von 2020 bis 2022 fanden drei Erhebungswellen statt, um aktuelle Entwicklungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zeitnah abbilden zu können.


Methoden
Repräsentativerhebung der österreichischen Wohnbevölkerung, Panel mit drei Erhebungswellen im Frühjahr 2020 (N= 5.963), Herbst 2020 (N= 3.289) und Frühjahr 2022 (N=6.363). Erstmals wurden bei der Bevölkerungsbefragung auch psychische Belastungsfaktoren und Wohlbefinden erhoben und Zusammenhänge mit Substanzkonsum bzw. Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial dargestellt.


Ergebnisse
Etwa 9 Prozent der Befragten nahmen eigenen Angaben zufolge im Monat vor der Befragung mehrmals wöchentlich an Glücksspiel oder Sportwetten teil. Personen, die von moderaten bis starken psychischen Belastungen berichten, nutzten diese Angebote mehr als doppelt so häufig als Personen ohne oder mit nur geringen psychischen Belastungen. Dieser Effekt war besonders bei jungen Männern stark ausgeprägt.
Etwa zwei Drittel der Personen, die an Glücksspielen oder Sportwetten teilgenommen haben, änderten die Nutzungsfrequenz seit Pandemiebeginn nicht wesentlich, 17 Prozent haben diese innerhalb dieses Zeitraums erhöht, zwölf Prozent reduziert. Eine überproportional häufige Zunahme der Nutzungsfrequenz findet sich bei Personen, deren psychische Gesundheit sich seit Beginn der Pandemie verschlechtert hat. Ebenso wurde ein Zusammenhang zwischen pathologischem Glücksspiel und psychischen Belastungen deutlich: Personen mit moderaten bis starken psychischen Belastungen zeigten überproportional häufig.


Diskussion und Schlussfolgerung
Psychische Belastungen können nicht nur als Folge einer häufigen Nutzung von Glücksspiel und Sportwetten auftreten, sondern gelten auch als deren Risikofaktor. Von früheren Krisenzeiten (z.B. Wirtschaftskrisen) ist eine Zunahme an Glücksspiel bzw. Sportwetten bekannt, daher ist diesem Aspekt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken. Bevölkerungsbefragungen sind derzeit in Österreich als einziger epidemiologischer Schlüsselindikator implementiert. Um die Ergebnisse insbesondere was die Prävalenz des pathologischen Glücksspiel betrifft entsprechend einordnen zu können, wären Daten aus anderen Bereichen (z. B. Behandlungsbereich, Sperrdaten) dringend erforderlich.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Österreich

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Busch, M., & Puhm, A. (2023). Glücksspiel- und Wettverhalten in Österreich – aktuelle Ergebnisse einer Repräsentativerhebung. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.892