Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.873

Sucht im Kindes- und Jugendalter: Ergebnisse aus dem IMAC-Mind Verbund I (S04)

Wie lassen sich mechanistische Erkenntnisse zur neuronalen Belohnungsverarbeitung und Achtsamkeit in die Prävention und frühe Intervention von jugendlichem Alkoholkonsum transferieren?

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Stella Guldner (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Maren Prignitz (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Frauke Nees (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Prävention und frühe Intervention von Alkoholkonsumstörungen spielt in der Adoleszenz eine besondere Rolle, da diese Lebensphase sich durch fortwährende neurophysiologische Reifungsprozesse auszeichnet, was mit einer erhöhten Inzidenz von Alkoholkonsumstörungen einhergehen kann. Ein zentraler neurobehavioraler Mechanismus ist hierbei die erhöhte Aktivierung im Striatum bei der Belohnungsverarbeitung. Dies scheint zudem von Achtsamkeitsprozessen abhängig zu sein, vor allem der Fähigkeit zur Aufmerksamkeitsregulation als wichtige Exekutivfunktion im Rahmen von dispositioneller Achtsamkeit.


Methoden
Dies sehen wir in einer Studie an 55 Jugendlichen (54% weiblich) im Alter von 14 und 16 Jahren, die eine Aufgabe zur Belohnungsverarbeitung (Monetary Incentive Delay task) während einer funktionalen Magnetresonanztomographiemessung (fMRT) durchliefen. Die Aktivierung im Striatum während der Belohnungsverarbeitung wurde im Rahmen einer region of interest-Analyse extrahiert. Alkoholkonsum wurde anhand des Timeline follow-back Interviews (TLFB), und Aufmerksamkeitsregulation anhand des Multidimensional Assessment of Interoceptive Awareness (MAIA) erhoben.


Ergebnisse
Die funktionale Aktivierung im ventralen Striatum während der Belohnungsverarbeitung war positiv assoziiert mit verschiedenen Achtsamkeitsfacetten, u.a. der Aufmerksamkeitsregulation. Die Aufmerksamkeitsegulation mediierte den negativen Zusammenhang zwischen striataler Belohnungsaktivierung und Häufigkeit des Alkoholkonsums.


Diskussion und Schlussfolgerung
Achtsamkeitsinterventionen zielen darauf ab solche regulatorischen Prozesse zu verstärken und könnten somit auch für die Prävention wichtige Mechanismen darstellen. Im Symposium möchten wir diese mögliche Translation wissenschaftlicher Erkenntnisse in Achtsamkeitsbasierte Therapiekonzepte anhand des Einsatzes digitaler Technologien, wie Smartphone-gestütztes Verhaltensshaping, näher beleuchten.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Forschungsverbund IMAC-Mind, BMBF (Förderkennzeichen: 01GL1745A)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Guldner, S., Prignitz, M., & Nees, F. (2023). Wie lassen sich mechanistische Erkenntnisse zur neuronalen Belohnungsverarbeitung und Achtsamkeit in die Prävention und frühe Intervention von jugendlichem Alkoholkonsum transferieren?. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.873