Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2426

Aktuelle praktische Probleme in der Suchtpsychiatrie (S41), ID 2426

Praxis der Anwendung von medizinischem Cannabis bei Menschen mit psychischen Störungen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Christel Lüdecke (Asklepios)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Viele Menschen mit psychischen Störungen konsumieren Cannabis. In psychiatrischen Gesprächen wird oft berichtet, dass Cannabis zur Mitigierung von Symptomen wie Schlafstörungen, innere Anspannung, Unruhe, Gedankenkreisen, Grübelneigung, aber bei Symptomen von PtBS, Depressionen und Schmerzstörungen erfolgreich selbst angewendet wird. In vielen Fällen findet eine psychoedukative Aufklärung über die Nachteile des Konsums statt und eine Unterstützung zur Cannabisabstinenz wird angeboten, die aber von den Patient:innen nicht gewünscht wird. Im Fortgang findet der Cannabiskonsum in der psychiatrisch-therapeutischen Behandlung unbeachtet weiter statt.

Methoden
Im Rahmen einer psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) wird seit 2020 eine Sprechstunde zur Verschreibung von medizinischem Cannabis für Menschen mit Schmerzstörungen, Restless leg-Syndrom, Multipler Sklerose, Migräne, aber auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Cannabiskonsumstörungen und anderen Suchterkrankungen angeboten.

Ergebnisse
Patient:innen, denen wir mit den uns zur Verfügung stehenden psychiatrischen Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichend helfen können, suchen unsere Cannabisambulanz auf. Oft haben diese Menschen eine hohe Symptomlast. Eine gezielte Verschreibung eines Cannabispräparates in Bezug auf THC-Gehalt etc. ist der Wunsch dieser Menschen. Sie sind nicht mehr bereit ein Cannabisprodukt von der „Straße“ zu konsumieren, dass verunreinigt sein könnte und dessen genaue Eigenschaften nicht bekannt sind.

Diskussion und Schlussfolgerung
Zwar wissen wir, dass die Verschreibung von medizinischem Cannabis nicht evidenzbasiert ist, dennoch zeigt sich klinisch, dass viele Patient:innen von einer Verordnung sehr profitieren. Cannabis scheint eine positive Wirkung bei einer kleinen Teilgruppe von psychisch erkrankten Menschen zu haben. Dabei geht es um eine allgemeine Verbesserung der Lebensqualität und weniger um die Besserung eines bestimmten Symptoms. Andererseits leiden psychisch erkrankte Menschen oft comorbide an Cannabiskonsumstörungen oder können diese durch eine Cannabisverschreibung auch entwickeln. Dieses Spannungsfeld soll anhand typischer Fallkonstellationen dargestellt werden.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich erkläre, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Lüdecke, C. (2025). Praxis der Anwendung von medizinischem Cannabis bei Menschen mit psychischen Störungen. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2426. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2426