Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2419

Neurobiologie, Psychologie und Mechanismen von Sucht (Postersession 1), ID 2419

Geschlechts- und generationelle Unterschiede in den individuellen Therapiezielen in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Katharina Neumann (MWBF Klinik), Sebastian Beck (MWBF Klinik), Nicole Kümmel (MWBF Klinik), Michael Musalek (Siegmund-Freud Universität), Falk Kiefer (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die individuelle Motivation zum Erreichen einer Abstinenz kann sehr unterschiedlich sein. Wichtige Faktoren sind hierbei Autonomie, Selbstwert, körperliche und psychische Gesundheit oder soziale Interaktion und Partnerschaft. Frühe Analysen deuten darauf hin, dass Geschlechtsunterschiede relevant sein können. Da sich das Trinkverhalten von Frauen und Männern differenziell über die vergangenen Generationen entwickelt hat, hat die vorliegende Studie das Ziel, Patienten/innen einer kombinierten Entzugs- und Rehabilitationsbehandlung bei Alkoholabhängigkeit bezüglich ihrer individuellen Therapieziele bezüglich ihrer individuellen Therapieziele zu untersuchen. Das Wissen um die Ziele hinter der Abstinenz sind eine notwendige Voraussetzung, um Abstinenzmotivation zu fördern und Ressourcen zur Erreichung der Abstinenz zu stärken.

Methoden
Analysiert wurden Daten von 59 konsekutiv zur kombinierten Entzugs- und Rehabehandlung bei Alkoholabhängigkeit aufgenommenen Personen, die zwischen März und April 2025 in der MWBM-Klinik in Bad Brückenau behandelt wurden (38 männlich, 20 weiblich, 1 divers). Die Therapieziele wurden anhand des Fragebogens zur Identifikation von Therapiezielen (FIT, Lampe & Scheibenbogen) erfasst, die auf Basis früherer Analysen zu vier Clustern geordnet wurden: Autonomie, Selbstwert, Beziehungsgestaltung, somatische Gesundheit. Die Analysen untersuchten die Effekte von Geschlecht und generationeller Zugehörigkeit (Babyboomer, Generation X, Y, Z) und wurden im Zusammenhang mit den individuellen Therapiezielen analysiert.

Ergebnisse
Während die vollständige Datenanalyse noch aussteht, zeigt sich, dass das Abstinenzziel Autonomie bei beiden Geschlechtern stark vertreten ist, während bei Frauen der Aspekt des Selbstwertes und bei Männern die somatische Gesundheit und die Beziehungsgestaltung ausgeprägter sind. Die generationellen Unterschiede deuten darauf hin, dass in den jungen Generationen Beziehungsgestaltung und Selbstwert von höherer Relevanz sein könnten, als in den älteren. Weitere Datenanalysen insbesondere zu Interaktionseffekten und liegen zur Kongresspräsentation vor.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse geben Hinweis auf geschlechtsspezifische und generationsspezifische Unterschiede in Bezug auf individuelle Therapieziele bei abstinenzmotivierten Patienten und Patientinnen im Rahmen einer stationären Behandlung. Es erscheint sinnvoll, differenzielle Therapieziele in der abstinenzerhaltenen Therapie aufzugreifen und im Rahmen einer ressourcenorientierten Therapie zu stärken.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Neumann, K., Beck, S., Kümmel, N., Musalek, M., & Kiefer, F. (2025). Geschlechts- und generationelle Unterschiede in den individuellen Therapiezielen in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2419. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2419