Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2364

Frauen, Männer, Queers*: Diversität bei Suchterkrankungen (S01), ID 2364

Unsichtbar, unerforscht, unterversorgt? Geschlechtliche und sexuelle Diversität bei alkoholbezogenen Störungen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Inka Camilla Hiss (Mannheim), Bernd Lenz (Mannheim-Heidelberg-Ulm), Sabine Hoffmann (Mannheim)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Alkoholbezogene Störungen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Obwohl geschlechtsspezifische Unterschiede zunehmend Beachtung finden, werden geschlechtsspezifische Ansätze bislang vorwiegend binär gedacht. Die Situation von trans*, nicht-binären und anderen genderdiversen Personen in Forschung, Prävention und Versorgung bleibt dabei weitgehend unsichtbar. Auch sexuelle Diversität wird bislang kaum berücksichtigt. Dabei weisen Studien darauf hin, dass diese Personen ein erhöhtes Risiko für problematischen Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen aufweisen. Ziel des Vortrags ist es, den Forschungsstand zu geschlechtlicher und sexueller Diversität im Kontext alkoholbezogener Störungen darzustellen, Versorgungslücken zu identifizieren und Ansätze für eine diversitätssensible Versorgung zu diskutieren.

Methoden
Narrative Zusammenstellung und kritische Analyse internationaler Studien zu Alkoholgebrauch und -störungen bei geschlechtlich und sexuell diversen Personen, ergänzt durch exemplarische Praxiseinblicke aus der suchtmedizinischen Versorgung.

Ergebnisse
Die Studienlage weist auf erhöhte Prävalenzen für problematischen Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen in queeren Bevölkerungsgruppen hin. Erklärungsansätze umfassen unter anderem Minderheitenstress, Diskriminierungserfahrungen und strukturelle Barrieren im Zugang zu gesundheitlicher Versorgung. Versorgungseinrichtungen sind oft nicht ausreichend auf die Bedürfnisse queerer Menschen eingestellt.

Diskussion und Schlussfolgerung
Geschlechtliche und sexuelle Diversität wird in der Forschung und Versorgung von alkoholbezogenen Störungen weiterhin vernachlässigt. Eine diskriminierungssensible, intersektionale Perspektive ist erforderlich, um Zugänge zu verbessern, Versorgungslücken zu schließen und queeren Menschen angemessene Hilfeangebote zu ermöglichen. Bestehende Versorgungsstrukturen müssen kritisch reflektiert und inklusiver gestaltet werden.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Arbeit wurde anteiligt vom Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg gefördert.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Hiss, I. C., Lenz, B., & Hoffmann, S. (2025). Unsichtbar, unerforscht, unterversorgt? Geschlechtliche und sexuelle Diversität bei alkoholbezogenen Störungen. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2364. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2364