Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2363
Niedrigschwellige Wohnhilfen für obdachlose Drogenkonsument*innen in Düsseldorf
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Vor dem Hintergrund eines neuen Rahmenkonzepts für Hilfen für opiatabhängige Menschen in der Landeshauptstadt Düsseldorf wurde am 1. März 2024 das neuartige Angebot für obdachlose drogengebrauchende Menschen, die „Niedrigschwellige Unterbringungs- und Beratungsstelle Moskauer Straße (NUB)“, umgesetzt. In den ersten sechs Monaten wurde die Einrichtung wissenschaftlich begleitet und die folgenden forschungsleitenden Fragen untersucht: (1) ob und wie die Einrichtung zu einer Verbesserung der Lebenslage der Zielgruppe beiträgt und (2), welchen Nutzen bzw. Nicht-Nutzen die Einrichtung für ihre Bewohner:innen hat und worauf diese gründen.
Methoden
Hierzu wurden teilstandardisierte Befragungen der Nutzer:innen der Einrichtung (N=52), leitfadengestützte Expert:inneninterviews (N=10) und teilnehmende Beobachtungen in der Einrichtung und in verschiedenen steuernden Gremien (N=22) durchgeführt.
Ergebnisse
Die empirischen Daten machen deutlich, dass die NUB nicht nur die Zielgruppe, schwerstabhängige obdachlose Menschen in extrem deprivierten Lebenslagen, die bisher wenig Anschluss an das bestehende Hilfesystem hatten, erreicht, sondern auch, dass die Einrichtung einen Nutzen für die Bewohner:innen darstellt. Er liegt insbesondre in der Überlebenssicherung, der Stabilisierung und Verbesserung der Lebenssituation sowie der Eröffnung weitergehender Perspektiven. Die Ergebnisse lassen jedoch auch erkennen, dass eine institutionelle Bearbeitung immer nur in den gegebenen gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Bedingungen erfolgen kann. Dies führt dazu, dass neue Grenzziehungen der Nutzung geschaffen werden und dass die Konsumnotwendigkeit von schwerstabhängigen Menschen und das Konsumverbot in der Einrichtung nur zu einer teilweisen Entlastung von öffentlichen Räumen führt. Außerdem wird der Nutzen durch fehlende Beschäftigungs- und Arbeitsprojekte sowie fehlendem Zugang zu Wohnraum begrenzt.
Diskussion und Schlussfolgerung
Insgesamt bestätigt sich der Nutzen der NUB und lassen sich gleichzeitig Entwicklungsbedarfe erkennen. Gemeinsam soll auf der Grundlage der Ergebnisse diskutiert werden, welche Chancen und Herausforderungen mit derartigen Einrichtungen in Verbindung stehen.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Das Projekt wurde aus Mitteln der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dezernat für Kultur und Integration gefördert.