Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2362

Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) im Erwachsenenalter (S08), ID 2362

Erwachsene mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen – neuropsychologische und psychosoziale Charakteristika

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Henrike Schecke (LVR-Universitätsklinik), Annette Bohn (LVR-Universitätsklinik), Agi Jabby (LVR-Universitätsklinik), Norbert Scherbaum (LVR-Universitätsklinik)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) sind eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, die durch pränatale Alkoholexposition verursacht werden. FASD ist eine lebenslange Behinderung und kann im Erwachsenenalter zu negativen psychosozialen Folgen führen. Erwachsene, die mit FASD leben, berichten über niedrige Schulabschluss- und Beschäftigungsquoten, Schwierigkeiten, unabhängig zu leben, sowie hohe Raten von psychischen Störungen, Suizidversuchen und Konflikten mit dem Gesetz.

Methoden
Die Daten wurden in der FASD-Spezialsprechstunde der LVR- Universitätsklinik Essen erhoben. Für jeden Patienten wurden eine biografische Anamnese, Beurteilungen von FASD-spezifischen Merkmalen und psychischer Gesundheit sowie neuropsychologische Tests durchgeführt. Es wurden Regressionsanalysen durchgeführt, um Prädiktoren für psychosoziale Ergebnisse bei Erwachsenen mit FASD zu untersuchen.

Ergebnisse
Die Stichprobe (N = 126) war im Mittel 26,4 Jahre alt, der durchschnittliche Intelligenzquotient lag bei M= 73,5. Neunzig Prozent wurden zum ersten Mal im Erwachsenenalter diagnostiziert. Zweiundsechzig Prozent hatten einen Hauptschulabschluss oder höher, 49,5 % waren nicht erwerbstätig, 44 % lebten eigenständig. Die Wahrscheinlichkeit, keinen Schulabschluss zu haben, stieg mit der Anzahl der beeinträchtigten kognitiven Domänen und der Anzahl an Monaten bei den biologischen Eltern. Das Ausmaß der Funktionsstörungen im Alltag erhöhte die Wahrscheinlichkeit mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu sein. Der Anteil an Varianzaufklärung war jedoch insgesamt gering.

Diskussion und Schlussfolgerung
Es zeigte sich, dass kognitiv eingeschränktere Personen und Personen mit ausgeprägten Funktionsstörungen im Alltag eine ungünstigere psychosoziale Situation als Erwachsene aufwiesen. Menschen, die mit FASD leben sind ein vulnerable Gruppe, die über die Lebensspanne adäquate Unterstützung erfahren sollten. Eine Diagnose im Kindesalter und domänenspezifische Förderung könnte zu einer Verbesserung der psychosozialen Situation beitragen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schecke, H., Bohn, A., Jabby, A., & Scherbaum, N. (2025). Erwachsene mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen – neuropsychologische und psychosoziale Charakteristika. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2362. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2362