Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2352

Prävention, Intervention und digitale Anwendungen (Postersession 2), ID 2352

App-gestützte ambulante Weiterbehandlung nach stationärem Entzug: Machbarkeitsstudie mit coobi care

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Julian Kruse (Stigma Health GmbH), Markus Backmund (Praxiszentrum im Tal), Milena Haase (P3 Klinik), Ulrich Palm (P3 Klinik)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
In den ersten Wochen nach einer qualifizierten Alkoholentzugsbehandlung ist eine lückenlose ambulante Weiterbehandlung entscheidend für die Stabilisierung der Abstinenz (AWMF, 2021). Dennoch nehmen nur wenige Patient:innen nach einer Entzugstherapie eine weiterführende Behandlung in Anspruch. Digitale Unterstützungstools haben das Potenzial, diese Versorgungslücke zu schließen, indem sie eine personalisierte Betreuung unmittelbar nach der Entlassung bieten, die Motivation für eine ambulante Weiterbehandlung stärken und eine Personalisierung von Therapieangeboten durch Ecological Momentary Assessment (EMA) ermöglichen.

Methoden
In einer monozentrischen PMCF-Studie mit Ein-Gruppen-Prä-Post-Design erhalten aktuell 24 Patient:innen mit einer alkoholbezogenen Abhängigkeitserkrankung über sechs Wochen begleitend zur ambulanten Weiterbehandlung die App “coobi care” und eine Wearable. Betreuende Therapeut:innen erhalten mit Zustimmung die erhobenen Daten in einem Dashboard, um diese für die ambulante Weiterbehandlung zu nutzen. Die Evaluation erfolgt anhand standardisierter Erhebungen zu zwei Messzeitpunkten (T0: vor Entlassung, T1: sechs Wochen nach Entlassung) und umfasst neben dem Konsumverhalten auch Zielgrößen wie psychisches Befinden, Selbstwirksamkeit und Therapieadhärenz. Ergänzend werden qualitative Interviews mit Patient:innen und Behandler:innen durchgeführt.

Ergebnisse
Die Studie wird von Mai bis Dezember 2025 durchgeführt. Vorläufige Ergebnisse zu den primären und sekundären Endpunkten werden auf dem Kongress vorgestellt. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für eine mögliche randomisierte kontrollierte Folgestudie mit dem langfristigen Ziel, die kontinuierliche Versorgung nach der Entzugstherapie durch Plattformen wie “coobi care” zu verbessern und die Rückfallraten nachhaltig zu senken.

Diskussion und Schlussfolgerung
Ziel der Studie ist es, praxisrelevante Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwiefern digitale Interventionen wie “coobi care” effektiv in die ambulante Suchttherapie integriert werden können, welchen Beitrag sie zur kontinuierlichen Unterstützung und Rückfallprävention leisten und inwiefern EMA in der ambulanten Weiterbehandlung sinnvoll eingesetzt werden kann.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Julian Kruse ist Mitgründer und Anteilseigner der Stigma Health GmbH.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Kruse, J., Backmund, M., Haase, M., & Palm, U. (2025). App-gestützte ambulante Weiterbehandlung nach stationärem Entzug: Machbarkeitsstudie mit coobi care. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2352. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2352