Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2348
Zur Situation in offenen Drogenszenen in NRW. Ergebnisse einer multizentrischen Szenebefragung
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Offene Drogenszenen stellen ein Risikoumfeld für drogenbedingte Schäden dar. Durch das Aufkommen von Crack hat sich die Situation in vielen Drogenszenen stark verändert und stellt die niedrigschwellige Suchthilfe vor große Herausforderungen. Ziel des „Open Drug Scene NRW-Surveys" war es, die Lebensumstände, Konsummuster und den psychosozialen Unterstützungsbedarf von Menschen in offenen Drogenszenen in vier Städten in Nordrhein-Westfalen zu analysieren.
Methoden
In einer multizentrischen Querschnittserhebung wurden insgesamt 525 Personen in offenen Drogenszenen in Köln, Düsseldorf, Essen und Münster befragt. Die Datenerhebung erfolgte über Interviews in niedrigschwelligen Einrichtungen und im öffentlichen Raum. Es wurde ein Fragebogen mit 55 Items genutzt und Daten zur Soziodemographie, Substanzkonsum, Erfahrungen von Überdosierungen, Hafterfahrungen, Wohnsituation, gesundheitlichen Situation, Nutzung des Hilfesystems sowie Unterstützungsbedarfe abgefragt.
Ergebnisse
Die Befragten waren im Durchschnitt 44 Jahre alt, 76,4 % waren männlich. Crack war mit 55,8 % die am häufigsten konsumierte Substanz, gefolgt von Heroin (36,2 %). Mit 64,0 % war ein Großteil der der Teilnehmenden wohnungslos und von Obdachlosigkeit waren 36,6 % betroffen. Von mindestens eine drogenbedingte Überdosierung berichteten 44,6 % der Konsument*innen mindestens. In Substitutionstherapie befanden sich 57,9 % der Befragten. Zum Zeitpunkt der Befragung waren 16,9 % der Drogenkonsument*innen nicht krankenversichert.
Diskussion und Schlussfolgerung
Crack ist am häufigsten konsumierte Substanz in den vier offenen Drogenszenen. Die befragten Menschen befinden sich in stark ausgeprägten multiplen Problemlagen, die sich gegenseitig bedingen. Der Anstieg des Crackkonsums und die hohe Wohnungs- und Obdachlosenrate erfordern gezielte, interdisziplinäre Maßnahmen. Lokale Unterschiede in den Daten der Studienstädte verdeutlichen den Bedarf an regional abgestimmten Hilfsangeboten und lokalen Drogenszeneerhebungen.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie wurde durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) finanziert.