Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2347

Neurobiologie, Psychologie und Mechanismen von Sucht (Postersession 1), ID 2347

Koffeinkonsum bei Personen mit Kokaingebrauchsstörung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Eylem Yalcin (Anton-Proksch-Institut), Wolfgang Beiglböck (Sigmund Freud Privatuniversität Wien), Sören Kuitunen-Paul (Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, TU Chemnitz)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Koffein steht als Stimulanz in seiner Wirkung dem Kokain nahe. Die ätiologische Rolle des Koffeinkonsums für die Ent-wicklung einer Kokainkonsumstörung (CUD) ist teils belegt. Unklar bleibt, wie Koffeinkonsum bei Personen mit CUD das Abstinenzvorhaben beeinflussen kann. Untersucht wurde daher, i) in welchem Zusammenhang der durchschnittliche tägliche Koffeinkonsum zu Kokaincraving, Abstinenzzuversicht sowie Abstinenzstatus zum Erhebungszeitpunkt stehen; ii) ob bekannte Rückfallprädiktoren die jeweiligen Wirkungszusammenhänge vermitteln; und iii) ob sich die erwarteten Wirkungszusammenhänge bei Patient:innen mit SUD mit Präferenzdrogen anderer Substanzklassen unterscheiden.

Methoden
Patient:innen mit Substanzgebrauchsstörung (SUD; Gruppe 1: Präferenzdroge Kokain; Gruppe 2: Präferenzdroge ande-rer Substanzklasse) in stationärer sowie ambulanter Entwöhnungsbehandlung im Anton Proksch Institut sowie im Grü-nen Kreis in Wien (Österreich) werden 2024-2025 querschnittlich bzw. retrospektiv befragt (erwartete Stichproben-größe von N = 150; aktuell N = 90).

Ergebnisse
Erste regressionsanalytische Ergebnisse der noch nicht abgeschlossenen Datenerhebung zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Craving (Gruppe 1: ß = .43, p = .015; Gruppe 2: ß = .44, p = .001) sowie einen signifikanten Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Abstinenzzuversicht (Gruppe 1 und 2: ß = -.24, p = .021). In beiden Gruppen war der Koffeinkonsum nicht prädiktiv für die Abstinenzdauer. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass höherer Koffeinkonsum unabhängig von der Art der Substanz mit stärkerem Craving sowie einer reduzierten Abstinenzzuversicht assoziiert ist.

Diskussion und Schlussfolgerung
Es kann vermutet werden, dass durch erhöhten Koffeinkonsum eine mögliche Steigerung des Cravings und die damit einhergehende Beeinträchtigung der Abstinenzmotivation ein Rückfall bei Patient:innen in stationärer oder ambulan-ter Entwöhnungsbehandlung oder ein vorzeitiger Behandlungsabbruch begünstigt werden könnte. Sollte sich auch in prospektiven Studiendesigns eine rückfallbegünstigende Wirkung des Koffeinkonsums zeigen, wäre gemeinsam mit Patient:innen, Einrichtungspersonal und Angehörigen zu erörtern, ob bzw. wie der Koffeinkonsum zukünftig zu gestal-ten wäre während und nach der Entzugs-/Entwöhnungsbehandlung (z. B. durch Verhältnisprävention).

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie wurde voll von der Stiftung Anton Proksch Institut finanziert. Ich habe keine weiteren Förderungen dazu erhalten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Yalcin, E., Beiglböck, W., & Kuitunen-Paul, S. (2025). Koffeinkonsum bei Personen mit Kokaingebrauchsstörung. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2347. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2347