Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2341
Pornografie-Nutzungsstörung - Behandlung und Ausblick
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Lange Zeit war unklar, ob und wie ein außer Kontrolle geratener Pornografiekonsum diagnostiziert werden soll. Mit der Einführung der Störung mit zwanghaften Sexualverhalten im ICD 11 besteht nun die Möglichkeit die Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) unter den Impulskontrollstörungen zu diagnostizieren. Nachdem diese Störung nun „offiziell“ anerkannt ist, stellt sich die Frage, welche evidenzbasierten Behandlungsempfehlungen es für diese Störung gibt.
Methoden
In einem systematischen Review wurden alle Artikel, die zwischen 2000 und 2021 erschienen sind und Varianten der Begriffe „Pornografie-Nutzungsstörung“ UND „Behandlung“ enthalten, ausgewertet. Die Studie war bei Prospero preregistriert. Von ursprünglich 5165 Artikeln blieben schlussendlich 24 Artikel übrig, nachdem Dubletten und methodisch schwache Studien ausgeschlossen worden sind. Eine quantitative Analyse, basierend auf den in den Studien beobachteten Effektstärken, wurde durchgeführt. Unter den in die Endauswertung aufgenommenen Studien waren nur vier randomisiert kontrollierte Studien (RCTs). Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse stellte die Basis für die AWMF S1 Leitlinie dar, die 2024 erschienen ist.
Ergebnisse
In den Studien der Meta-Analyse wurden ca. 1000 Patienten psychotherapeutisch und ca. 100 Patienten pharmakologisch behandelt. Aufgrund der Befunde wird eine kognitiv-behaviorale Therapie (CBT) als Behandlung erster Wahl empfohlen, da es für CBT die größte Evidenz gibt. Psychoedukative Selbsthilfeprogramme sollten empfohlen werden, wenn eine face-to-face Therapie nicht möglich ist. CBT orientierte Gruppenprogramme stellen eine kosteneffiziente Alternative zur Einzeltherapie dar. Die Datenlage zur Pharmakotherapie, die den Einsatz von Opiat-Antagonisten oder Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) umfasst, ist widersprüchlich. SSRI haben einen höheren Empfehlungsgrad als Opiat-Antagonisten.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Meta-Analyse hat aufgedeckt, dass es bisher wenige qualitativ hochwertige Therapiestudien zur PNS gibt. Da bisher vor allem CBT Ansätze bei der Behandlung der PNS untersucht wurden, lässt sich über die Effektivität von Interventionen anderer Therapieverfahren wenig sagen. Besonders notwendig sind weitere RCT Studien, um evidenzbasierte Behandlungsansätze für die PNS zu etablieren.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Die Autoren haben keine spezifische finanzielle Förderung für die vorgestellte Arbeit erhalten.