Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2339
Der Teufel steckt im Detail. Oder: wie wir an unsere Drogentodeszahlen kommen
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die deutschen Drogentodeszahlen des Bundeskriminalamts sind über Jahre angestiegen und werden nicht nur in der Fachöffentlichkeit, sondern auch in der allgemeinen Presse und Gesellschaft viel diskutiert. Dabei werden teilweise Aussagen getroffen, die bei genauerer Kenntnis der hinter den Zahlen stehenden Methodik nicht haltbar sind. Der Beitrag möchte erklären, wie die Zahlen verstanden und interpretiert werden können.
Methoden
Das Zustandekommen der Drogentodeszahlen wird nachgezeichnet ab der Benachrichtigung der Polizei bzgl. eines Verstorbenen, über das folgende Ermittlungsverfahren mit möglicher Obduktion und toxikologischen Analysen, der Meldung der Zahlen selbst und der erfolgten Analysen bis zur Veröffentlichung der Statistik. Dabei werden mögliche Fehlerquellen ebenso wie Stärken in jedem Schritt aufgezeigt.
Ergebnisse
Es muss davon ausgegangen werden, dass die vorliegenden Drogentodeszahlen eine Unterschätzung darstellen, da nur Fälle, bei denen die Polizei hinzugezogen wird, überhaupt in die Statistik eingehen können. Es existieren keine Schätzungen für dieses Dunkelfeld. Bzgl. der beteiligten Substanzen ist der Mangel an flächendeckenden toxikologischen Untersuchungen ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor. Darüber hinaus gibt es keine Mortalitätsschätzung für Drogenkonsumierende in Deutschland, die etwa mit den Schätzungen für die Folgen des Tabak- oder Alkoholkonsums vergleichbar wäre. In den letzten Jahren konnten Verbesserungen in der Erhebung umgesetzt werden, sodass nun die Altersstruktur der Verstorbenen und die Substanzbeteiligung analysiert und somit vertiefte Aussagen getroffen werden können.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Drogentodeszahlen sind ein eher grober Anhaltspunkt für diese drastischste Konsequenz des Drogenkonsums. Dennoch sind sie im Langzeitverlauf interpretierbar und zeigen in den letzten Jahren u.a. leichte Verschiebungen in der Altersstruktur der Verstorbenen und bei beteiligten Substanzen auf. Eine deutliche Erhöhung der Rate toxikologischer Gutachten wäre wünschenswert. Zudem besteht Bedarf an vertiefter Forschung, insbesondere fehlen aktuelle Schätzungen zur Gesamtmortalität von Drogenkonsumierenden in Deutschland.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit ist im Rahmen der Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht entstanden. Diese wird finanziert vom Bundesministerium für Gesundheit und der Europäischen Drogenagentur.