Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2338

Drogentodesfälle verstehen: Was sagt uns die Statistik (nicht)? (S27), ID 2338

Drogentodesfälle 2024 – Aktuelle Ergebnisse und die Rolle psychoaktiver Medikamente

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Heiko Bergmann (IFT Institut für Therapieforschung, Mental Health and Addiction Research, München, Deutschland), Esther Neumeier (IFT Institut für Therapieforschung, Mental Health and Addiction Research, München, Deutschland)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Anzahl der drogenbedingten Todesfälle hat sich zwischen 2012 und 2023 mehr als verdoppelt: 2.227 Todesfälle im Jahr 2023 bedeuteten den höchsten Wert seit Beginn der Registrierung durch BKA und LKÄ im Jahr 1973. Der Beitrag wirft einen vertieften Blick auf die drogenbedingten Todesfälle des Jahres 2024, Trends der letzten vier Jahre sowie die steigende Rolle psychoaktiver Medikamente bei diesen Todesfällen.

Methoden
Die Statistik der drogenbedingten Todesfälle umfasst sämtliche der Polizei zur Kenntnis gelangten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Substanzen. Sie enthält u. a. Angaben zu Alter, Geschlecht sowie zu beteiligten Substanzen, aber auch darüber, ob für den jeweiligen Fall ein toxikologisches Gutachten (ToxGA) vorliegt. Der Beitrag analysiert mittels deskriptiver Statistiken sowie logistischer und Probit-Regressionsmodellen ausgewählte Ergebnisse der Statistik der Jahre2021 bis 2024. Ein Fokus liegt darauf, inwiefern Einflussgrößen wie Geschlecht und Alter das Vorkommen von psychoaktiven Medikamenten wie bspw. opioidhaltigen Medikamenten und Benzodiazepinen beeinflussen.

Ergebnisse
Insgesamt etwa 8.000 Drogentodesfälle der Jahre 2021 bis 2024 flossen in die Analysen ein (83 % männlich, Altersdurchschnitt: 41 Jahre); in 40 % der Fälle liegt ein ToxGA vor. Bei 28 % der Fälle sind psychoaktive Medikamente am Tod beteiligt, dabei gibt es enorme Unterschiede je nach Vorliegen eines ToxGA (ja: 39,6 %, nein: 20,1 %). Vor allem das Alter der/des Verstorbenen hat zudem einen statistisch deutlich signifikanten Einfluss darauf, ob u. a. opioidhaltige Medikamente und Benzodiazepine festgestellt werden. Geschlechtsunterschiede finden sich kaum.

Diskussion und Schlussfolgerung
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mehr drogenbedingte Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Substanzen verzeichnet als je zuvor. Der Beitrag zeigt deutliche Unterschiede der beteiligten Substanzen je nach Alter der/des Verstorbenen. Die weitere Erschließung dieser Datenquelle ist für Diskussionen im Kontext steigender drogenbedingte Todesfälle wichtig, da hieraus Präventionsmaßnahmen und Interventionen abgeleitet werden könnten. Für validere Aussagen wäre eine höhere Quote an ToxGA notwendig.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit ist im Rahmen der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht entstanden. Diese wird finanziert vom Bundesministerium für Gesundheit und der Europäischen Drogenagentur.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Bergmann, H., & Neumeier, E. (2025). Drogentodesfälle 2024 – Aktuelle Ergebnisse und die Rolle psychoaktiver Medikamente. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2338. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2338