Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2337
Die Interaktion von Haar-Hormonen, Entscheidungsverhalten unter Risiko und Impulsivität im Kontext von problematischer Pornografienutzung
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Im Rahmen des I-PACE Modells werden Interaktionen zwischen prädisponierenden Variablen und spezifischen affektiven und kognitiven Prozessen beschrieben, welche die Enstehung und Aufrechterhaltung eines suchtartigen Verhaltens begünstigen können. Eine bis dato wenig untersuchte Variable stellen biologische Faktoren, wie besipielsweise hormonelle Profile dar. Erste Arbeiten weisen auf Verbindungen zwischen Testosteron und (hyper)sexuellem Verhalten hin. Die vorliegende Studie untersucht, inwiefern die Konzentration des Haar-Testosterons mit problematischer Pornografienutzung korreliert. Der Dual-Hormon Hypothese folgend wurde zudem untersucht, ob der Zusammenhang zwischen Haar-Testosteron und Pornografienutzung durch Interaktionen mit Cortisol-Werten sowie Entscheidungsverhalten und Impulsivität vermittelt wird.
Methoden
Im Rahmen der FOR2974 durchliefen Teilnehmende eine extensive Testprozedur inkl. freiwilliger Abgabe einer Haarprobe zur Bestimmung der Hormonkonzentration über die vergangenen drei Monate. Für diese Studie wurden die Daten von N=253 männlichen Probanden analysiert. Alle Hormon-Werte wurden für die Berechnungen Log-10 transformiert. Die Symptomschwere der problematischen Pornografienutzung wurde anhand des ACSID-11 Fragebogens erfasst. Zudem wurde mittels computerbasierter Paradigmen (z.B. Game of Dice Task) und Fragebögen die Impulsivität und das Entscheidungsverhalten sowie die Tendenz zu hypersexuellem Verhalten, die sexuelle Motivation und Pornografienutzungsmotive erfasst. Des Weiteren wurden Verbindungen der Hormonwerte mit Tendenzen zu weiteren problematischen Verhaltensweisen (Shopping, Gaming, Nutzung sozialer Netzwerke (SNS)) explorativ untersucht.
Ergebnisse
Der angenommene positive Zusammenhang zwischen Testosteronkonzentration und problematischer Pornografienutzung konnte auf Basis von Korrelationen bestätigt werden. Allerdings zeigte sich kein Zusammenhang mit Cortisol-Werten, Entscheidungsverhalten oder Impulsivität. Hypersexualität korrelierte positiv mit Testosteron. Symptomschweremaße für andere problematische Verhaltensweisen zeigten bis auf SNS keine Zusammenhänge mit Hormon-Werten.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, dass die Testosteronkonzentration von Männern eine Rolle bei problematischer Pornografienutzung spielen könnte. Erhöhtes Testosteron könnte eine verhaltenspezifische Prädisposition für eine problematische Pornografienutzung darstellen. Weitere Arbeiten sollten die Rolle von Hormonen im Kontext der Pornografienutzung in geschlechtsheterogenen Gruppen untersuchen.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.