Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2329

Behandlung Nikotinkonsum – eine Sucht wie alle anderen? (S31), ID 2329

Suchtstoff Nikotin: neu verhandeln?

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Sabina Ulbricht (Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, SHIP-KEF)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Erweiterung der Tabak- und Nikotinproduktepalette und der damit verbundene zunehmende Dual- und Polyuse sowie wechselnde Konsummuster über die Lebensspanne stellen Prävention und Suchtbehandlung vor neue Herausforderungen.

Methoden
Während die klassische Tabakzigarette zwischen 10 und 12 mg Nikotin enthält und der Körper davon zwischen 1,2 und 1,4 mg Nikotin aufnimmt, hängt die verfügbare Nikotinmenge in Einweg- E-Zigaretten von der E-Liquid-Kapazität und verwendeten Nikotinstärke ab. Wird die Nikotinaufnahme beim Konsum klassischer Tabakzigaretten zudem vom Nutzerverhalten, z.B. der Dauer eines Zuges beeinflusst, kommt bei elektrischen Produkten die Geräteeffizienz, als weiterer Einflussfaktor für die Nikotinabgabe hinzu. Die Nutzung von Nikotinbeuteln, obwohl in Deutschland nicht zugelassen, nimmt insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu. Ihr Konsum erfolgt, anders als bei den genannten Tabak- und Nikotinprodukten, vollkommen unabhängig von Setting und sozialer Kontrolle.

Ergebnisse
Ausgehend von einer Literaturrecherche werden nationale und internationale Daten zum Mono- Dual- und Polyuse von Tabak- und Nikotinprodukten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit dem Schwerpunkt Jugendliche und junge Erwachsene präsentiert. Inhalte ausgewählter nationaler Präventions-und Behandlungsprogramme werden, im Hinblick auf veränderte Applikationsformen von Nikotin, kritisch diskutiert.

Diskussion und Schlussfolgerung
Der Beitrag zeigt die zunehmende Bedeutung des Suchtstoffs Nikotin. Durch seine hohe Verfügbarkeit in einer sich stetig erweiternden Produktpalette von Tabak- und Nikotinprodukten, bedienen Nichtraucherschutzgesetze nur noch einen Teil der Normative der Vermeidung des Suchtstoffs. Weitere Normative, die der Ausweitung des Nikotinkonsums entgegenwirken, sind neu zu definieren und gesellschaftlich zu verhandeln.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Die Autorin ist im Ehrenamt Vorstandsvorsitzende und seit 1. März 2025 angestellt beschäftigt als Geschäftsführerin des Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V.. Sie arbeitet zudem ehrenamtlich in den Vorständen der gemeinnützigen Vereine „Frauen aktiv contra Tabak e.V.“ und im „Wissenschaftlichen Arbeitskreis Tabakrauchen“ .
Erklärung zur Finanzierung: aus Haushaltsmitteln der Universitätsmedizin Greifswald

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Ulbricht, S. (2025). Suchtstoff Nikotin: neu verhandeln?. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2329. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2329