Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2324
Behandlungsabbrüche in der Suchttherapie des Kindes- und Jugendalters: Erste Ergebnisse einer Delphi-Studie
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Substanzgebrauchsstörungen sind ein verbreitetes Gesundheitsproblem im Jugendalter. Eine zentrale Herausforderung ist der hohe Anteil von Patient:innen, die die Behandlung vorzeitig abbrechen. Vorhandene internationale Studienergebnisse beziehen Kinder und Jugendliche kaum ein und sind nur bedingt auf das deutsche Versorgungssystem übertragbar. Um die Behandlungsergebnisse in der Suchtbehandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zu verbessern, ist die Entwicklung wirksamer Strategien zur Bewältigung des Problems hoher Abbruchraten notwendig. In diesem Beitrag werden erste Ergebnisse einer laufenden Delphi-Studie vorgestellt. Ziel der Studie ist die Entwicklung praktischer Handlungsempfehlungen zur Verringerung von Therapieabbrüchen.
Methoden
Die Umsetzung der mehrstufigen Delphi-Studie erfolgt in drei Phasen: (1) Rekrutierung der Expert:innen aus Klinik und Forschung (n=30) über die Gemeinsame Suchtkommission der kinder- und jugendpsychiatrischen Fachgesellschaften und Entwicklung der Online-Umfrage auf Basis einer eigenen systematischen Literaturübersicht; (2) Bewertung verschiedener Faktoren hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz durch die Expert:innen in einem iterativen Prozess, der auf zwei bis drei Runden angelegt ist; (3) Analyse und Berichterstattung der Umfrageergebnisse.
Ergebnisse
Auf Basis der Literaturübersicht wurden eine heterogene Studienlage mit einer großen Anzahl von individuellen („pre-treatment“), und zu einem deutlich geringeren Anteil auch behandlungsbezogenen und weiteren, etwa organisationalen und Setting bezogenen („during treatment“) Faktoren in einen Zusammenhang mit Therapieabbrüchen bei Kindern und Jugendlichen gebracht. Im vorgelegten Beitrag werden erste Umfrageergebnisse aus dem Netzwerk der Expert:innen hinsichtlich der klinischen Relevanz vorgestellt. Von besonderem Interesse sind dabei Faktoren, die in der internationalen Literatur bisher möglicherweise vernachlässigt wurden und die für eine differenzielle Betrachtung etwa von patientinnenseitig initiierten („withdrawal“) vs. von Behandlerinnen veranlasste („Pushout“) Abbrüche von Bedeutung sind.
Diskussion und Schlussfolgerung
Diese Delphi-Studie zielt darauf ab, sehr spezifische Bedarfe zu ermitteln und gezielte, konsensbasierte und praxisorientierte Handlungsempfehlungen zur Reduktion von Therapieabbrüchen zu entwickeln. Die daraus abgeleiteten Zielsetzungen können als Grundlage für zukünftige Intervention dienen und in nachfolgenden randomisierten Studien auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie wird von der Hetzler Stiftung finanziell gefördert.