Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2319
Versorgungslücke Psychotherapie bei Alkoholgebrauchsstörung? Eine geplante Erhebung zu den Erfahrungen niedergelassener Psychotherapeut*innen mit Alkoholgebrauchsstörungen in Deutschland
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die S3-Leitlinie “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen” (Kiefer et al., 2020) empfiehlt Psychotherapie zur Förderung der Motivation, zur Stabilisierung der Abstinenz sowie bei komorbiden Störungen. In der Versorgungspraxis zeigt sich jedoch, dass Menschen mit alkoholbezogenen Störungen häufig nur schwer einen Platz in einer ambulanten Richtlinienpsychotherapie erhalten. Die vorliegende Erhebung zielt darauf ab, den Anteil psychotherapeutisch tätiger Fachkräfte zu erfassen, die Richtlinienpsychotherapie bei dieser Patientengruppe durchführen. Darüber hinaus soll erhoben werden, welche Barrieren aus Sicht des Fachpersonals einer psychotherapeutischen Behandlung entgegenstehen und ob stigmatisierende Einstellungen gegenüber dieser Personengruppe bestehen.
Methoden
Geplant ist eine bundesweite Befragung psychotherapeutisch tätiger Fachkräfte. Hierzu wurde ein Onlinefragebogen entwickelt, der Aspekte wie Behandlungsbereitschaft, wahrgenommene Barrieren sowie stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit alkoholbezogenen Störungen erfasst.
Zur quantitativen Erfassung von Stigmatisierung wird ergänzend die Perceived Stigma of Substance Abuse Scale (PSAS) eingesetzt. Die Befragung erfolgt anonym. Die erhobenen Daten werden unter Anwendung statistischer Verfahren – insbesondere latenter Profilanalysen – ausgewertet, um unterschiedliche Gruppen von Behandler*innen und deren Einstellungsmuster zu identifizieren.
Ergebnisse
Die geplante Umfrage könnte folgende potenzielle Ergebnisse liefern:
Behandlungsraten: Ein Großteil der befragten Therapeut*innen führt selten oder gar keine Richtlinienpsychotherapie bei Menschen mit alkoholbezogenen Störungen durch.
Wahrgenommene Barrieren: Als Hürden könnten mangelnde Erfahrung, fehlende spezifische Weiterbildung, organisatorische Einschränkungen, Zeitmangel sowie Unsicherheiten im Umgang mit dieser Patientengruppe genannt werden.
Stigmatisierende Einstellungen: Die Ergebnisse des PSAS könnten Hinweise auf bestehende stigmatisierende Haltungen liefern – etwa in Form von Vorurteilen oder negativen Erwartungen gegenüber Patient*innen mit alkoholbezogenen Störungen.
Latente Profilanalysen: Anhand der erhobenen Daten könnten verschiedene Gruppen von Behandler*innen identifiziert werden, die sich hinsichtlich ihrer Behandlungsbereitschaft, der wahrgenommenen Barrieren und ihrer Einstellungen zur Stigmatisierung unterscheiden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Umfrage sollen ein vertieftes Verständnis für die Ursachen der in der Versorgungspraxis bestehenden Behandlungslücken schaffen und Ansatzpunkte zur Verbesserung des Zugangs zur Richtlinienpsychotherapie für Menschen mit alkoholbezogenen Störungen bieten.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.