Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2311

Neurobiologie, Psychologie und Mechanismen von Sucht (Postersession 1), ID 2311

EEG-Korrelate der Auswirkungen von tDCS auf Kognition, Verlangen und Substanzkonsum bei Erwachsenen mit Substanzgebrauchsstörungen

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Sarah Gerhardt (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Cagdas Türkmen (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Nadja Grundinger (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Alfred Wieland (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Falk Kiefer (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Tobias Link (Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung, Psychiatrisches Zentrum Nordbaden), Sabine Vollstädt-Klein (Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist eine potenzielle Behandlungsmethode für Substanzgebrauchsstörungen (SUD). Da ihre Wirksamkeit und Spezifität bislang unklar ist, untersucht die vorliegende Studienreihe ihrer Wirkung auf Konsumverhalten, Craving, exekutive Funktionen, sowie zugrundeliegende neuronale Prozesse.

Methoden
In beiden Studien wird tDCS (2 mA, 20 Minuten an fünf Tagen) angewendet. Schein-tDCS bestand aus einer kurzen Ramp-up/down-Stimulation (insgesamt 34 Sekunden).
Studie 1 (NCT03691805) untersuchte 44 Erwachsene mit Tabakgebrauchsstörung (TUD), wobei der linke dorsolaterale präfrontale Kortex (lDLPFC, F3) entweder aktiv stimuliert oder für eine Schein-Stimulation verwendet wurde.
Studie 2 (NCT06959342) randomisiert 162 Menschen mit Alkoholgebrauchsstörung (AUD) in sechs Gruppen, darunter aktive tDCS (links/rechts DLPFC), Kontroll-tDCS (okzipitaler Kortex), computergestütztes Inhibitionstraining, Schein-tDCS und reguläre Standardbehandlung (TAU). Analysiert werden u.?a. die ERP-Komponenten N2 und P3, die mit exekutiven Funktionen und Craving assoziiert sind.

Ergebnisse
In Studie 1 reduzierten sich Zigarettenkonsum (p = .03) und Craving (p < .001) in beiden Gruppen – ohne signifikanten Gruppenunterschied (Müller et al., 2021). In der aktiven Gruppe war hoher wahrgenommener Stress vor der Intervention mit geringerem Konsum nach der Interventionsphase assoziiert (p = .01), und geringere Selbstkontrolle mit stärkerem Rückgang von CO (p = .01). Es zeigten sich keine Verbesserungen exekutiver Funktionen. Erste Daten Studie 2 (n = 20) belegen die Machbarkeit des Studiendesigns sowie Durchführbarkeit der ERP-Messung hinsichtlich der EEG-Untersuchung.

Diskussion und Schlussfolgerung
tDCS über dem lDLPFC zeigte keine Überlegenheit gegenüber Placebo bei Konsum oder Craving bei TUD. Individuelle Faktoren wie Stress und Selbstkontrolle könnten jedoch relevante Prädiktoren für die Wirksamkeit sein. Studie 2 wird diese Zusammenhänge sowie placebo- und lateralisierungsspezifische Effekte bei AUD und mithilfe von EEG weiter untersuchen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrundeliegende Studie/ das Projekt wurde anteilig finanziell durch Wellcome Leap als Teil des ‚Untangling Addiction Program‘ gefördert

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Gerhardt, S., Türkmen, C., Grundinger, N., Wieland, A., Kiefer, F., Link, T., & Vollstädt-Klein, S. (2025). EEG-Korrelate der Auswirkungen von tDCS auf Kognition, Verlangen und Substanzkonsum bei Erwachsenen mit Substanzgebrauchsstörungen. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2311. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2311