Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2306
20 Jahre „rauchfrei plus“ Lessons learned
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Rauchen ist weiterhin das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Auf Tabakkontrollmaßnahmen, bei denen Deutschland einen der letzten Plätze in Europa belegt, hat die Tabak- und Nikotinindustrie mit Entwicklung neuer Nikotinprodukte reagiert und stellt Prävention und Entwöhnung vor große Herausforderungen. Das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen wurde 2005 als BMG-Modellprojekt gestartet. Anlass war die Ratifizierung des Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs.
Methoden
Mit dem Konzept rauchfrei plus setzen Kliniken internationale Standards des Global Network for Tobacco Free Healthcare Services um. Damit wird die Implementierung von Beratung und Tabak-, bzw. Nikotinentwöhnung auf der Basis eines konsumfreien Umfelds in unterschiedlichen Kliniksettings unterstützt. Eine regelmäßige standardisierte Selbsteinschätzung nach den Standards ermöglicht die Erarbeitung von Therapieschemata wie auch organisatorische Maßnahmen zur Denormaliserung von Tabak-, bzw. Nikotinkonsum. Ein Peer-Review Verfahren fördert den Austausch zu Best Practice und ist Basis für Zertifikate auf Bronze-, Silber und Exzellenzlevel oder Anerkennung im Global Gold Forum.
Ergebnisse
Die WHO zeichnete das Netzwerk als national wertvolle Plattform für die Entwicklung weiterer Tabakkontrollprogramme im Gesundheitswesen mit dem World No Tobacco Day Award 2021 aus. So wird vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit BIÖG seit 2018 Implementierung von Screening, Kurzintervention und Vermittlung von Rauchenden mit dem sogenannten „rauchfrei ticket" in die evidenzbasierte und kostenfreie Rauchstoppberatung am Telefon gefördert. Das BMG förderte die Entwicklung des Programms „astra plus Gesundheitskompetenz – Rauchfrei in der Pflege“, das seit 2016 mit Präventionsmitteln der DAK-Gesundheit in einem Netzwerk für Pflegeschulen implementiert wird.
Diskussion und Schlussfolgerung
Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitsberufe spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention und Behandlung des Nikotin- und Tabakkonsums. Aufgrund fehlender gesundheitspolitischer Strategien, fehlender Finanzierung und durch Personalmangel werden Rauchende, bzw. Nikotinabhängige mit ihrer Erkrankung weiter allein gelassen. Eine weitere Herausforderung stellen neue Nikotinprodukte mit hohen Abhängigkeitspotential dar, die in die bestehenden Prozesse integriert werden. Genutzt wird dazu der nationale und internationale Austausch.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Der Verein erhält von BIÖG anteilig und DAK-Gesundheit vollständige Projektförderung.