Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2301
Pawlowsch-instrumenteller Transfer (PIT) und riskanter Alkoholkonsum bei komorbidem Cannabiskonsum
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Junge Erwachsene mit problematischem Alkoholkonsum haben ein erhöhtes Risiko, alkoholbezogene Störungen wie die Alkoholgebrauchsstörung (AUD) zu entwickeln. Der Pavlovsche-instrumentelle Transfer (PIT) gilt als zentraler verhaltenspsychologischer Mechanismus zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung von AUD. PIT beschreibt, wie konditionierte Reize instrumentelles Verhalten zur Belohnungssuche oder Bestrafungsvermeidung beeinflussen. Frühere Studien unserer Arbeitsgruppe zeigten verstärkte PIT-Effekte bei Hochrisiko-Trinkenden. Der Einfluss des häufig komorbiden Cannabiskonsums in dieser Population wurde bislang jedoch nicht untersucht. Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob komorbider Cannabiskonsum PIT-Effekte bei Hochrisiko-Trinkenden zusätzlich verstärkt.
Methoden
Die Stichprobe umfasste 182 junge Männer, die im Alter von 18 (Baseline) und 21 Jahren (Follow-up) untersucht wurden, wobei 117 zum Follow-up erneut getestet wurden. An beiden Zeitpunkten durchliefen die Teilnehmenden das PIT-Paradigma und wurden zu ihrem Alkohol- und Cannabiskonsum befragt. Hochrisiko-Trinkverhalten wurde gemäß WHO-Definition durch Konsum von über 60g reinem Alkohol pro Gelegenheit im letzten Jahr bestimmt. Der Cannabiskonsum wurde anhand der Konsumhäufigkeit im letzten Jahr erfasst. Zur Untersuchung, ob komorbider Cannabiskonsum die bereits beobachteten stärkeren PIT-Effekte bei Hochrisiko-Trinkenden weiter verstärkt, wurde ein lineares Modell berechnet. Die Vorhersage des Cannabiskonsums beim Follow-up erfolgte über ein Cumulative Link Mixed Model.
Ergebnisse
Komorbider Cannabiskonsum verstärkte den PIT-Effekt bei Hochrisiko-Trinkenden nicht. Höherer Cannabiskonsum zum Baseline-Zeitpunkt war signifikant mit höherem Cannabiskonsum zum Follow-up assoziiert (B = 0.617, p = 0.00037). Zudem sagten stärkere PIT-Effekte zu Baseline höheren Cannabiskonsum zum Follow-up voraus (B = 1.798, p = 0.04714). Hochrisiko-Trinkende zeigten höheren Cannabiskonsum zum Follow-up als Niedrigrisiko-Trinkende (B = -1.297, p = 0.02315). Der Interaktionseffekt war nicht signifikant.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass PIT-Effekte mit der Aufrechterhaltung von Cannabiskonsum bei jungen Erwachsenen mit komorbidem Alkohol- und Cannabiskonsum zusammenhängen könnten. Angesichts der Bedeutung von PIT für AUD unterstreichen die Befunde die Notwendigkeit weiterer Forschung zu PIT bei anderen Substanzgebrauchsstörungen.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Diese Forschung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG-Projektnummern 186318919 [FOR 1617] und 402170461 [TRR 265]) gefördert.