Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2297

Zwischen weiß-blauer Ordnung und Evidenz – kommunale Konzepte mit Modellcharakter (S06), ID 2297

Lokale Stimmen, überregionale Blicke - Empirische Erkenntnisse zu Implementierungsbedingungen geschützter Räume in Nürnberg

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Erwin Eckenberger (Institution für soziale und kulturelle Arbeit), Tamara Wild (TH Nuernberg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Anzahl der Drogentodesfälle in Bayern hat sich in den vergangenen Jahren auf einem besorgniserregend hohen Niveau stabilisiert. Besonders in Nürnberg ist die drogenbedingte Sterblichkeit hoch - ein Umstand, der nicht nur tiefes Leid bei den Hinterbliebenen hinterlässt, sondern auch den dringenden Bedarf an Maßnahmen zur Verbesserung der Situation verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen zweier empirischer Arbeiten untersucht, unter welchen Bedingungen ein solcher “geschützter Raum” im Kontext des bestehenden Hilfesystems in Nürnberg implementiert werden kann. Ziel war es, die lokalen Perspektiven relevanter Akteur*innen zu erfassen und mit überregionalen Erfahrungen zu verknüpfen, um konkrete Handlungsempfehlungen für die Etablierung eines Drogenkonsumraums (DKR) in Nürnberg zu entwickeln.

Methoden
Zur Untersuchung der Umsetzungsmöglichkeiten eines DKR in Nürnberg wurden zwei methodische Zugänge kombiniert. Qualitativ wurden sieben leitfadengestützte Expert*inneninterviews geführt und entlang des Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) ausgewertet, um lokale Perspektiven und Einschätzungen relevanter Akteur*innen systematisch zu erfassen.
Ergänzend erfolgte ein deutschlandweiter Vergleich bestehender Drogenkonsumräume, um zentrale Einblicke in die jeweiligen Strukturen und Rahmenbedingungen der Einrichtungen zu gewähren. Die Datenerhebung stützte sich auf eine umfassende Dokumentenanalyse facettenreicher Quellen. Um potenzielle Informationslücken zu schließen, wurden zusätzlich gezielt Mitarbeitende und Leitungen bestehender DKR kontaktiert.

Ergebnisse
Die Ergebnisse verdeutlichen eine breite fachliche Zustimmung zur Einrichtung eines DKR in Nürnberg. Als entscheidende Erfolgsfaktoren wurden eine gesicherte Finanzierung, eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Auswahl eines erfahrenen, akzeptanzorientierten Trägers identifiziert. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind zudem eine breite politische Allianz, ein niedrigschwelliger Zugang sowie bedarfsgerechte Öffnungszeiten von zentraler Bedeutung. Ebenso ausschlaggebend ist ein zentral gelegener, gut erreichbarer Standort, der sich stimmig in das soziale und städtische Umfeld einfügt.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Verknüpfung lokaler Stimmen mit überregionalen Erkenntnissen ermöglicht fundierte Empfehlungen für die Implementierung eines DKR in Nürnberg. Vor dem Hintergrund wachsender gesundheitlicher und sozialer Herausforderungen erscheint die zeitnahe Einrichtung eines solchen geschützten Raums in Nürnberg als dringend geboten.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Expert:inneninterviews des Forschungsprojekts “EviDroN” (Evidenzbasierte Drogennotfallhilfe - Etablierung von “Geschützten Räumen” für Konsument*innen) wurden im Rahmen einer internen Vorlauffinanzierung der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm erhoben und ausgewertet.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Eckenberger, E., & Wild, T. (2025). Lokale Stimmen, überregionale Blicke - Empirische Erkenntnisse zu Implementierungsbedingungen geschützter Räume in Nürnberg. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2297. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2297