Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2292
Erhöhter alkohol-spezifischer Pawlowsch-instrumenteller Transfer bei Alkoholkonsumstörung
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die Interaktion zwischen Pawlowscher und instrumenteller Handlungskontrolle ist zentral für adaptives Verhalten. Untersuchungen zu Cue-Reaktivität und Studien mit Pawlowsch-instrumentellen Transfer (PIT) Aufgaben deuten darauf hin, dass das Zusammenspiel zwischen beiden Kontrollmodi bei Substanzkonsumstörungen verändert ist. Unsere Gruppe konnte zeigen, dass Alkoholkonsum bei jungen Erwachsenen, Alkoholabhängigkeit und Rückfälle mit einem stärkeren Einfluss Pawlowscher Reize auf instrumentelles Verhalten verbunden sind. Um die Auswirkungen von alkohol-assoziierten Reizen auf die Präferenz für alkoholische Belohnungen (spezifischer PIT) direkt zu untersuchen, haben wir eine neue PIT Aufgabe entwickelt. Ziel der aktuellen Studie war es, zu untersuchen, ob Personen mit einer Alkoholkonsumstörung (AUD) einen höhere alkohol-spezifischen PIT zeigen als solche ohne AUD.
Methoden
Bei unserer PIT Aufgabe (Full Transfer Task) werden während instrumenteller und Pawlowscher Konditionierung Belohnungen in Form von Alkohol und Fruchtsaft verabreicht. Pilotversuche mit gesunden Teilnehmern zeigten, dass mit der neuen Aufgabe sowohl spezifische als auch allgemeine PIT-Effekte ausgelöst werden können. Es wurden 75 Teilnehmer mit AUD (37 % weiblich, Durchschnittsalter 32, AUD-Kriterien 5, AUDIT-Score 15) und 95 ohne AUD (49 % weiblich, Durchschnittsalter 28, AUD-Kriterien 1, AUDIT-Score 4) untersucht.
Ergebnisse
Sowohl die AUD (p<.001, r=.79) als auch die Nicht-AUD Gruppe (p<.001, r=.61) zeigen einen ausgeprägten alkohol-spezifischen PIT-Effekt. Wie erwartet, ist der alkohol-spezifischen PIT-Effekt bei AUD-Teilnehmern stärker als bei Kontrollen (p<.001, r=.29). Im Gegensatz dazu war der allgemeine PIT-Effekt in der vollständigen Transferaufgabe nur moderat (p<.001, eta²=.11) und unterschied sich nicht zwischen AUD- und Nicht-AUD-Gruppen (p=.987, eta²<.001).
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Gruppenunterschiede zwischen Teilnehmern mit AUD und Kontrollteilnehmern, deuten darauf hin, dass der spezifische PIT-Effekt ein sensitiverer Marker für AUD zu sein scheint als der allgemeine PIT-Effekt. Künftige Forschungsarbeiten könnten untersuchen, ob der spezifische PIT-Effekt mit dem zukünftigen Trinkverhalten zusammenhängt und ob dieser Mechanismus ein Ziel für neue Interventionen sein könnte.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Dieses Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert: DFG-Projektnummern 402170461 (TRR 265) und 454245598 (IRTG 2773).