Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2284
Glücksspiel, Sportwetten, psychische Belastungen und Wohlbefinden in Österreich
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
2022 wurde in Österreich eine repräsentative Erhebung durchgeführt (österreichische Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, N=6.420), in der sowohl Daten zu Glücksspiel als auch Daten zu psychischen Belastungen und Wohlbefinden erhoben wurden. Da in Österreich kein Monitoringsystem im Glücksspielbereich existiert, beschränken sich Aussagen zur Prävalenz des pathologischen Glücksspiels meist auf Repräsentativerhebungen. Hier ist es aber nur möglich, Screeningverfahren einzusetzen, die keine klinische Diagnose ermöglichen. In vorliegender Präsentation wird untersucht, inwiefern Zusammenhänge zwischen psychischen Belastungen und dem mit solchen Screeningverfahren erhobenen pathologischen Glücksspiel in Österreich bestehen.
Methoden
Zur Schätzung des Ausmaßes des pathologischen Glücksspiels wurde eine Skala mit neun Items verwendet, die auf Basis der diagnostischen Kriterien für pathologisches Glücksspiel des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen DSM 5 entwickelt wurde. Zur Messung der psychischen Gesundheit zum Zeitpunkt der Erhebung kam einerseits der WHO 5 Fragebogen zur Messung des Wohlbefindens und andererseits der Patient Health Questionnaire for Depression and Anxiety (PHQ-4) zum Einsatz.
Ergebnisse
Ein Prozent der Befragten erfüllen Kriterien, die auf eine schwere Form von pathologischem Glücksspielverhalten hinweisen können und ein bzw. zwei Prozent erfüllen Kriterien für eine milde bzw. moderate Form des pathologischen Glücksspielverhaltens. Junge Männer und Personen mit einem niedrigen formalen Bildungsabschluss weisen jeweils überproportional häufig Indizien für ein pathologisches Glücksspielverhalten auf. Zwischen psychischen Belastungen und pathologischem Glücksspiel lässt sich ein starker Zusammenhang feststellen. Während in der psychisch unbelasteten Bevölkerung die Prävalenz des pathologischen Glücksspiels (je nach Ausprägungsgrad) lediglich bei 0,5 bis 0,7 Prozent liegt, liegt sie bei jenen mit moderater bis starker psychischer Belastung bei 5 bis 7 Prozent.
Diskussion und Schlussfolgerung
Ob pathologisches Glücksspiel Ursache der psychischen Belastungen ist oder ob psychisch belastete Personen versuchen durch pathologisches Glücksspiel Belastungen zu kompensieren, kann aufgrund der Daten nicht entschieden werden. Möglich ist auch, dass beides im Sinne eines Circulus Vitiosus zutrifft.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegenden Studien und die Analysen des vorliegenden Abstracts wurden vom Bundesministerium für Gesundheit finanziert.