Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2271
Ein systematischer Vergleich der affektiven und kognitiven Funktionen, Impulsivität und Zwanghaftigkeit bei problematischer Nutzung sozialer Netzwerke und Kauf-Shoppingstörung
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die Problematic Social Network Use (PSNU) und die Compulsive Buying-Shopping Disorder (CBSD) sind aufgrund des Social E-Commerce eng miteinander verwoben. Bislang fehlen jedoch Studien, die über die Symptomschwere hinausgehen und die zugrunde liegenden Mechanismen, sowie affektive und/oder kognitive Funktionen beider problematischer Verhaltensweisen experimentell untersuchen. Entsprechend des I-PACE Modells werden ähnliche affektive/kognitive Mechanismen erwartet. Da Impulsivität und Zwanghaftigkeit prozessübergreifende Variablen im I-PACE Modell darstellen, soll in diesem Review neben der Frage, ob es gemeinsame oder unterschiedliche affektive/kognitive Funktionen in PSNU und CBSD gibt, auch geklärt werden, ob und in welchem Ausmaß Impulsivität und Zwanghaftigkeit als transdiagnostische Faktoren fungieren.
Methoden
Eine vorab präregistrierte systematische Suche wurde unter Verwendung von PubMed, Scopus und Web of Science durchgeführt. Die Suche umfasste Originalarbeiten mit experimentellen Paradigmen, in denen affektive/kognitive Funktionen bei PSNU und CBSD systematisch verglichen wurden, sowie (systematische) Reviews/Meta-Analysen zu diesen Funktionen bei einer oder beiden problematischen Verhaltensweisen. Nach Anwendung der Einschluss-/Ausschlusskriterien konnten keine Originalarbeiten zum direkten Vergleich von PSNU und CBSD, aber 21 Reviews/Meta-Analysen (PSNU:12, CBSD:9) eingeschlossen werden, die sich mit affektiven/kognitiven Funktionen und den transdiagnostischen Faktoren Impulsivität/Zwanghaftigkeit befassen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen hauptsächlich Überschneidungen in affektiven/kognitiven Funktionen bei PSNU und CBSD. Bei PSNU berichten unter anderem sechs Reviews und bei CBSD acht Reviews ein erhöhtes Craving nach Cue-Reactivity und jeweils sechs Reviews Einschränkungen in der Inhibitionskontrolle. Die Beteiligung von Impulsivität und Zwanghaftigkeit als transdiagnostische Faktoren konnte für beide problematischen Verhaltensweisen gezeigt werden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Bislang deuten die Arbeiten darauf hin, dass bei PSNU und CBSD vergleichbare affektive und kognitive Mechanismen an der Entstehung und Aufrechterhaltung des problematischen Verhaltens beteiligt sind. Eine systematische Untersuchung beider Störungsbilder im direkten Vergleich mit identischen Paradigmen steht noch aus. Solche Untersuchungen sind wichtig, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede von PSNU und CBSD besser zu verstehen, um gegebenenfalls therapeutische Interventionen um spezifische Trainings affektiver und kognitiver Funktionen zu erweitern.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Dieses systematische Review wurde im Rahmen der Forschergruppe ACSID, FOR2974, erarbeitet, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird - 411232260.