Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2262
Globale Tabakproduktion: ein Blick auf die Folgen für Umwelt und Menschenrechte
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Der Rohstoff für süchtig machende Produkte wie Zigaretten, Einweg-E-Zigaretten, E-Zigaretten oder Tabakerhitzer, aber auch für Nikotinersatzprodukte ist Tabak. Jährlich werden weltweit 6 Millionen Tonnen Rohtabak auf über 3 Millionen Hektar Land produziert, ein Großteil davon im Globalen Süden. Deutschland importiert jährlich rund 180.000 Tonnen Rohtabak. Welche Auswirkungen hat die Tabak-Lieferkette auf Mensch, Umwelt und Klima?
Methoden
Desktop-Recherche mit Verifizierung und Analyse in Kommunikation mit Partner*innen aus Tabakanbauländern. Grundlagen: wissenschaftliche Publikationen; Informationen von Expert*innen in Tabakanbauländern; Daten von FAO, UN Comtrade, World Bank, WHO.
Ergebnisse
Der Tabakanbau im Globalen Süden ist sehr arbeitsintensiv, schädigt die Gesundheit der Farmer*innen (Grüne Tabakkrankheit, Pestizidvergiftungen) und erzielt nicht ausreichend Einkommen für einen menschenwürdigen Lebensunterhalt. Die Haushaltseinkommen liegen z.B. in Indonesien, auf den Philippinen, in Kenia, Sambia und Malawi unter 1 US-Dollar pro Tag. Auf den Tabakfeldern arbeiten Kinder und Jugendliche unter gefährlichen, ausbeuterischen Bedingungen, um zum Familieneinkommen beizutragen.
Im Tabakanbau werden viele Chemikalien eingesetzt, die Böden und Gewässer belasten und so den Zugang zu sicherem Trinkwasser in Tabakanbaugebieten gefährden. Jährlich werden für die Tabaktrocknung 8 Millionen Tonnen Feuerholz weltweit verbrannt, für das umliegende Wälder abgeholzt werden. In Malawi und Simbabwe trägt der Tabakanbau zu ca. 25% der jährlichen Entwaldung bei. Die globale Zigarettenindustrie trägt jährlich 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zum Klimawandel bei, vor allem bei Tabakanbau und -trocknung.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Bedingungen im Tabakanbau führen zur Verletzung von zahlreichen Menschen- und Kinderrechten. Außerdem gehen Tabakanbau und -trocknung mit enormen Umweltschäden einher, die globale Zigarettenindustrie trägt zum Klimawandel soviel bei wie ein kleines Industrieland. Die Umsetzung des WHO Tabakrahmenabkommens, d.h. Reduzierung von Tabakkonsum und -produktion, ist ein Beitrag zur Umsetzung von Menschen- und Kinderrechten sowie zur Reduktion von CO2-Emissionen. Solange Tabak- und Nikotinprodukte hergestellt werden, müssen beteiligte Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards gesetzlich verpflichtet werden.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich erkläre, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Unfairtobacco erhält Projektförderungen von Engagement Global gGmbH mit Mitteln des BMZ, von der Landesstelle EZ des Berliner Senats, von Brot für die Welt mit Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, von der Stiftung Oskar-Helene-Heim und der Stiftung Umverteilen.