Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2260

Interdisziplinäre Perspektiven auf Drug Checking - Ergebnisse eines Nürnberger Forschungsprojekts (S30), ID 2260

Drug Checking als präventive Investition: Eine Schätzung des „Social Returns of Investment” für Nürnberg

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Malte Sandner (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm), Niko Seegis (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die zunehmende Verbreitung hochpotenter und verunreinigter Substanzen auf dem illegalen Drogenmarkt stellt eine wachsende Herausforderung dar. Insbesondere die Beimischung neuartiger psychoaktiver Substanzen (NPS) erhöht das Risiko schwerer gesundheitlicher Komplikationen. Die dadurch verursachten hohen Kosten belasten das Gesundheitswesen und die Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund rückt Drug Checking (DC) zunehmend in den Fokus des Gesundheitswesens als Reaktion auf die Schäden dieser hochpotenten und verunreinigten Drogen. Ob DC als präventive Maßnahme auch eine finanziell lohnende Investition darstellt, ist in der Literatur noch weitgehend unerforscht. Das Projekt „EviDriN“ adressiert diese Forschungslücke durch eine „Social Return of Investment“ (SROI) Analyse, welche den geschätzten Nutzen eines DC Angebots in Nürnberg den geschätzten Kosten gegenüberstellt.

Methoden
Zur Schätzung der Kosten und Nutzen wird eine Kombination aus wissenschaftlich publizierter Literatur und selbst erhobener Daten verwendet. Nicht messbare Variablen werden mit Hilfe der Literatur geschätzt, dies betrifft hauptsächlich die zu erwartenden Effektstärken von DC. Auch langfristige, gesellschaftliche Kosten werden aus der ausführlichen Literatur in diesem Thema abgeleitet. Kosten im Gesundheitswesen werden zusammen mit dem Klinikum Nürnberg direkt erhoben.

Ergebnisse
Erste Ergebnisse der Literaturauswertung zeigen, dass bei mobilem DC hohe Effektstärken zu erwarten sind. Die durchschnittlichen stationären Notaufnahmekosten weisen auf ein hohes Einsparungspotential hin. Weiter ergibt die Aufschlüsslung der Struktur der Kosten und der potentiellen Nutzen, dass die Kosten in den meisten Fällen nicht da anfallen, wo der Nutzen realisiert wird. Kosten einer Implementierung konzentrieren sich weitgehend auf einzelne kommunale Einheiten, während der Nutzen breiter gestreut ist.

Diskussion und Schlussfolgerung
Ein wichtiger Diskussionspunkt ist die Aufspaltung der Kosten und potentiellen Nutzen auf verschiedene Stakeholder. Die gesamtwirtschaftliche Rentabilität einer präventiven Investition in ein DC Angebot gilt als sicher, allerding gilt die Rentabilität nicht unbedingt für alle Stakeholder separat betrachtet. Modelle zur Integration von Kosten und Nutzen werden diskutiert.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Das SROI ist im Zuge des Projekts „EviDriN – Evidenbasiertes Drug Checking in Nürnberg“ entstanden, das im Rahmen des DATIpilot-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Sandner, M., & Seegis, N. (2025). Drug Checking als präventive Investition: Eine Schätzung des „Social Returns of Investment” für Nürnberg. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2260. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2260