Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2258

Methodik, Modellierung und prädiktive Ansätze (S07), ID 2258

Verbreitung und Konsum von Methamphetamin in Zentralasien

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Meryem Grabski (Fakultät für Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg), Daniel Deimel (Fakultät für Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg), Katarzyna Kowalczyk (Global Public Health Network), Ingo Ilja Michels (Fakultät für Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg), Ulla Pape (Fakultät für Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Mit der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Jahr 2021 hat sich die Verbreitung synthetischer Drogen in den benachbarten fünf Republiken Zentralasiens verändert. Während die Region zuvor vor allem als sogenannte Nordroute des Opioidhandels bekannt geworden ist, entwickelt sie sich zunehmend zu einem Zentrum für die Herstellung und den Handel mit synthetischen, in der Region neuartigen Drogen, darunter Methamphetamin. Die Studie untersucht die Frage nach der Veränderung in Produktion, Handel, lokalem Vertrieb und Konsum von Methamphetamin in Zentralasien.

Methoden
Die von März bis Mai 2025 als Express Assessment durchgeführte Studie stützt sich auf eine Analyse der verfügbaren statistischen Daten sowie auf qualitative Interviews mit drei Gruppen von Befragten in Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan: Experten des öffentlichen Gesundheitswesens, Experten der Strafverfolgungsbehörden und Drogenkonsumierenden mit Erfahrung im Konsum von Methamphetamin oder anderer Stimulantien. Insgesamt wurden 50 Interviews durchgeführt.

Ergebnisse
Die Verbreitung und der Konsum von Methamphetamin ist in den zentralasiatischen Staaten gestiegen, bleibt jedoch hinter dem Umfang anderer Stimulantien wie Mephedron und Alpha-PVP zurück. Die Verbreitung erfolgt durch Handel aus Russland, China und Afghanistan sowie Produktion in illegalen Laboren in Zentralasien, wobei es regionale Unterschiede und lokale Hotspots gibt. Methamphetamin wird vorwiegend synthetisch und in geringerem Maße auf der Grundlage des Ephedra-Strauches produziert. Der lokale Vertrieb erfolgt online durch Telegram-Gruppen. In der Region fehlen Behandlungs- sowie Schadensminderungsprogramme, die auf Methamphetamin-Konsumierende ausgerichtet sind. Drogenkonsumierende berichten über polyvalenten Konsum und die Schwierigkeit, zwischen verschiedenen Substanzen zu unterscheiden.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Verbreitung und der Konsum von Methamphetamin in Zentralasien kann nur im Zusammenhang mit neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) bewertet werden, da es Wechselwirkungen in der Verbreitung verschiedener Substanzen gibt. Insgesamt fehlt es an belastbaren Daten, um die Drogentrends in der Region umfassend verstehen zu können. Das Drogenhilfesystem ist trotz der Veränderung der Drogenlandschaft einseitig auf die Bedarfe von Opioidkonsumierenden ausgerichtet und berücksichtigt Methamphetamin-Konsumierende nur unzureichend.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Grabski, M., Deimel, D., Kowalczyk, K., Michels, I. I., & Pape, U. (2025). Verbreitung und Konsum von Methamphetamin in Zentralasien. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2258. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2258