Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2256
Psychologische Bedürfnisse, Leidenschaft und Belohnungsmechanismen beim problematischen Online-Shopping
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Online-Shopping-Plattformen können zur Befriedigung grundlegender psychologischer Bedürfnisse beitragen – abhängig von individuellen Dispositionen zur Bedürfnisbefriedigung oder -frustration. Theoretische Überlegungen legen nahe, dass Online-Shopping mit dualistischen Assoziationen verknüpft sein kann wie dem Erleben von positiver und negativ konnotierter Leidenschaft sowie belohnenden und kompensatorischen Mechanismen bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer suchtartigen Verhaltensweise. Das Ziel der Studie ist die Bedeutsamkeit dieser dualistischen Ansätze auf die Symptomschwere eines problematischen Online-Buying-Shopping (p-BSh) Verhalten zu prüfen, indem der Einfluss psychologischer Grundbedürfnisse, Leidenschaften und Nutzungserwartungen und -erfahrungen untersucht wird.
Methoden
In einer Onlinestudie beantworteten 169 Teilnehmer*innen Fragebögen zur Erfassung der psychologischen Grundbedürfnisse (Basic Psychological Need Satisfaction and Need Frustration Scale, BPNSF-S), harmonischen oder obsessive Leidenschaft beim Online-Shopping (Dual Passion Scale, DPS), spezifischer Nutzungserwartungen (Internet Use Expectancy Scale, IUES), Gratifikation und Kompensation während der Nutzung (Experience of Gratification Scale, EGS; Experience of Compensation Scale, ECS) und der Symptomschwere von p-BSh (ACSID-11). Zur Vorhersage der Symptomschwere von p-BSh wurde eine vierstufige lineare Regressionsanalyse mit BPNSF-S, DPS, IUES und EGS/ECS durchgeführt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass das Gesamtmodell zu der Vorhersage von p-BSh signifikant ist und 52% der Varianz der Symptomschwere aufklärt. Von den einbezogenen Prädiktoren tragen insbesondere obsessive Leidenschaft, vermeidende Nutzungserwartungen sowie die kompensatorische Nutzung von Online-Shopping zur Erklärung der Varianz von p-BSh bei. Hingegen leisteten Bedürfnisbefriedigung und -frustration, positive Internetnutzungserwartungen und Gratifikation keinen zusätzlichen Beitrag zur Varianzaufklärung von p-BSh.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die als negativ verstärkend assoziierten Konstrukte wie zwanghafte Nutzungsmuster, die Erwartung, durch Online-Shopping negative Emotionen zu vermeiden sowie kompensatorische Nutzungserfahrungen zentrale Prädiktoren für die Symptomschwere von p-BSh darstellen. Demgegenüber scheinen unzureichend befriedigte Bedürfnisse oder positive Nutzungserwartungen- oder erfahrungen hingegen nicht symptomverstärkend zu wirken. Diese Befunde unterstreichen die Relevanz intrapersoneller Motive und Bedürfnisse sowie maladaptiver Bewältigungsmechanismen und verdeutlichen, dass Interventionen gezielt daran ansetzen sollte, um dysfunktionale Nutzungsmuster nachhaltig zu verändern.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit aller Autor:innen an diesem Artikel erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).