Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2253

Soziodemographie und Konsumverhalten (Postersession 3), ID 2253

Problematischer Gebrauch sozialer Netzwerke: Die Rolle von Aufmerksamkeitsverzerrungen und Craving

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Kimberly Kuhlbach (Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Charlotte Fresenius Hochschule), Patrick Trotzke (Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Charlotte Fresenius Hochschule), Benjamin Serfas (Abteilung für Wirtschaftspsychologie, Universität Duisburg-Essen), Elisa Wegmann (Abteilung für Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Eine Vielzahl der Menschen nutzt soziale Medien wie Facebook oder Instagram nahezu täglich. Neben positiven Effekten und einer funktionalen Nutzung, berichten Studien von einem problematischen, suchartigen Konsummuster bei einigen Usern. Angelehnt an Modelle der Entstehung und Aufrechterhaltung von Verhaltenssüchten, richtet die vorliegende Studie ihren Fokus auf die Rolle von Craving und Aufmerksamkeitsprozesse im Kontext des problematischen Gebrauchs sozialer Netzwerkseiten (SNS). Es wird von einem moderierenden Effekt der Aufmerksamkeitsprozesse auf den Zusammenhang zwischen den Cravingreaktionen und einem problematischen SNS-Gebrauch ausgegangen.

Methoden
An der Studie nahmen Teilnehmende einer Analogstichprobe (N= 64, weiblich n = 54) teil. Cravingreaktionen wurden mittels eines aus der Suchtforschung entlehnten Cue-Reactivity Paradigmas ermittelt bei dem die Teilnehmenden 20 SNS-bezogene und 20 nahrungsmittelbezogene Abbildungen präsentiert bekamen. Im Anschluss wurde mit den gleichen Abbildungen eine Dot-Probe Aufgabe durchgeführt, welche Aufmerksamkeitsverzerrung gegenüber suchtbezogenen Hinweisreizen ermittelte. Die Symptomschwere wurde einmalig mittels Fragebogen, Craving zu drei Messzeitpunkten vor (T0) und nach (T1) dem Cue-Reactivity Paradigma als auch nach (T2) der Dot-Probe Aufgabe ermittelt.

Ergebnisse
Das Craving der Probanden steigt zwischen dem ersten Messzeitpunkt und nach dem Cue-Reactivity-Paradigma wie erwartet signifikant an und fällt dann nach der Dot-Probe-Aufgabe signifikant auf das Baseline-Niveau ab. Craving (alle Messzeitpunkte) und die Symptomschwere einer SNS Nutzung korrelieren signifikant. Es zeigten sich keine Korrelationen mit der Aufmerksamkeitsverzerrung gegenüber SNS-Cues.

Diskussion und Schlussfolgerung
In Analogie zu Suchterkrankungen betonen die Ergebnisse die relevante Rolle von Cravingreaktionen in Bezug auf einen problematischen SNS-Gebrauch. Die nicht hypothesenkonformen Ergebnisse bezüglich einer potentiellen Aufmerksamkeitsverzerrung gegenüber suchtrelevanten Hinweiscues, reihen sich ein in die heterogene Befundlage in dem Feld ein. In zukünftigen Studien könnten in klinischen Stichproben Aufmerksamkeitsprozesse mittels weiterer experimenteller und physiologischer Verfahren untersucht werden um die Rolle der Cravingreaktionen in Bezug auf die Pathologie näher zu untersuchen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Kuhlbach, K., Trotzke, P., Serfas, B., & Wegmann, E. (2025). Problematischer Gebrauch sozialer Netzwerke: Die Rolle von Aufmerksamkeitsverzerrungen und Craving. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2253. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2253