Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2251
Stress und habituelles Verhalten prädizieren die Nutzung von Shoppingseiten im Alltag bei Personen mit problematischem Online-Shoppingverhalten
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Gemäß Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution (I-PACE) Modell spielen habituelles Verhalten und Stress eine Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Internetnutzungsstörungen wie Online-Kaufsucht. So kann Stressreaktivität als Vulnerabilitätsfaktor habituelle Aspekte und somit das Problemverhalten im Alltag verstärken. Dies ist im Kontext der Online-Kaufsucht kaum untersucht, weswegen der Einfluss von Stressreaktivität und habituellem kaufbezogenen Verhalten auf die tägliche Nutzungszeit von Online-Shopping adressiert wurde.
Methoden
Die tägliche Nutzungszeit von Online-Shopping wurde anhand eines 14-tägigen Ambulatory Assessment (AmbA) erhoben. Das AmbA schloss sich an eine Laboruntersuchung mit Personen mit riskantem und unproblematischem Online-Shoppingverhalten an. Die Laboruntersuchung umfasste ein Pavlovian-to-Instrumental Transfer (PIT) Paradigma mit Devaluationsprozedur und eine Stressinduktion (Trier Social Stress Test) im Labor. Die Interaktion zwischen Stressreaktivität und PIT-Effekt nach Devaluation (als Maß für habituelles Verhalten) im Labor wurde als Prädiktor für die Nutzungszeit verwendet. Es wurden Multilevel-Modelle berechnet.
Ergebnisse
Die Interaktion zwischen Stressreaktivität und PIT-Effekt nach Devaluation als Indikator für habituelles Verhalten, nicht aber der PIT-Effekt nach Devaluation allein, sagten die Nutzungszeit der Online-Shoppinganwendungen vorher. Insbesondere Personen mit starker Tendenz zu habituellem Verhalten und hohem Stresserleben nach Stressinduktion zeigten eine erhöhte Nutzungszeit.
Diskussion und Schlussfolgerung
Diese Untersuchung legt nahe, dass im Labor gemessene Stressreaktivität und kaufbezogenes habituelles Verhalten einen Einfluss auf Online-Shoppingverhalten im Alltag haben. Stressreaktivität als Vulnerabilitätsfaktor scheint im Zusammenspiel mit habituellem Verhalten durchaus einen Einfluss auf Problemverhalten im Alltag zu haben, was sich mit den Annahmen des I-PACE Modells für Verhaltenssüchte deckt. Limitationen und Implikationen für Forschung und Therapie werden diskutiert.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit aller Autor:innen außer Dominik Vollbracht an diesem Artikel erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).