Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2245
Psychologische Variablen als Prädiktoren für Therapieabbruch und Rückfälligkeit von Personen mit Alkoholabhängigkeit während und nach einer stationären Rehabilitationsbehandlung
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die Alkoholabhängigkeit ist assoziiert mit psychologischen Auffälligkeiten wie Craving, Attentional Bias, erhöhter Impulsivität und verminderter Inhibitionskontrolle. Die Alkoholabhängigkeit nimmt häufig einen chronisch-rezidivierenden Verlauf trotz z.T. langfristiger ambulanter und stationärer Behandlungen. In dieser Studie wurde untersucht, ob bei Personen mit Alkoholabhängigkeit in stationärer Langzeitentwöhnungsbehandlung psychologische Variablen einen Abbruch der Therapie und/oder einen Rückfall in den Alkoholkonsum während der Behandlung bis einschließlich 6 Wochen nach Entlassung aus der Klinik vorhersagen.
Methoden
Stichprobe: konsekutiv aufgenommene Patient:innen einer Suchtrehabilitationsklinik mit Alkoholabhängigkeit, mittlere Aufenthaltsdauer ca. drei Monate. Craving (OCDS-G), Impulsivität (BIS-11; UPPS) wurden mit Selbstberichtfragebögen, Attentional Bias und Inhibitionsfähigkeit mit computergestützten Experimenten (Dot-Probe-Task; Stop-Signal-Task (SST)) gemessen. Untersuchungen wurden zu Beginn (T1), nach 6 Wochen (T2) und während der letzten zwei Wochen der stationären Behandlung (T3) durchgeführt. N = 128 Patienten beendeten die erste, N = 102 die zweite, N = 83 die finale Untersuchung. AbhängigeVariablen: Abbruch der Behandlung, Abstinenz bzw. Rückfall bis zum Follow-Up 6 Wochen nach der Entlassung (telefonische Kontaktaufnahme). Exploratorisch wurden klinische Variablen wie Alter und Behandlungsdauer auf ihren prädiktiven Wert untersucht.
Ergebnisse
Keine der psychologischen Variablen zeigte einen signifikanten Zusammenhang mit einem Therapieabbruch. Eine niedrige Inhibitionsfähigkeit und hohes Craving gemessen zum Beginn der Therapie (T1) waren mit Rückfälligkeit signifikant assoziiert. Hohe Impulsivität (UPPS) zu T2 und T3 gemessen war signifikant assoziiert mit Rückfälligkeit. Höheres Alter, eine längere Dauer der stationären Behandlung und eine längere Dauer der vor der Rehabilitationsbehandlung abstinent verbrachten Zeit waren signifikant mit geringeren Rückfallrisiko verbunden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Craving und Impulsivität sagten einen Rückfall der Patient:innen nicht über alle Messzeitpunkte voraus. Behandlungsabbrüche und Rückfälligkeit könnten mit weiteren Faktoren (sozialer Kontext, Motivationsniveau der Patient:innen) zusammenhängen. Der signifikante Zusammenhang der Abstinenzdauer vor Aufnahme in die Klinik sowie der Dauer der stationären Behandlung mit Rückfälligkeit deuten darauf hin, dass die Dauer der abstinent verbrachten Genesungszeit ein Einflussfaktor für den weiteren Verlauf bei Alkoholabhängigkeit sein könnte.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Die Autoren Josef Rabl und Dieter Geyer waren zum Zeitpunkt der Durchführung der Studie bei der Johannesbad Kliniken Fredeburg GmbH beschäftigt.