Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2243

Jenseits der Zahlen: Der Beitrag qualitativer Methoden zur Suchtforschung und Prävention (S12), ID 2243

Verborgene Stimmen: Was Freitextanalysen aus Fragebögen über Stigmatisierungserfahrungen von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen im Gesundheitswesen offenbaren

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Dorothea Stockreiter (Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Deutschland), Annette Binder (Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie- Universitätsklinikum Tübingen), Franca Burger (Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Deutschland), Laura Müller (Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Deutschland), Andreas Reif (Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Deutschland), Mathias Luderer (Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Deutschland)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Menschen mit substanzbezogenen Störungen (SUD) erleben sowohl gesellschaftlich als auch in medizinischen Institutionen Stigmatisierung. Ein erhöhtes Stigmatisierungserleben kann sich negativ auf die Inanspruchnahme von medizinischen und therapeutischen Hilfsangeboten auswirken. Medizinisches Personal nimmt häufiger eine abwertende Haltung gegenüber Patient*innen mit SUD ein als gegenüber Personen mit anderen psychischen Erkrankungen. Dies kann die therapeutische Beziehung und den Behandlungserfolg nachhaltig beeinflussen. Die vorliegende Studie untersucht das subjektive Stigmatisierungserleben von Menschen mit SUD im medizinischen Versorgungskontext.

Methoden
Die Datenerhebung der Querschnittstudie fand zwischen November 2021 und Dezember 2023 am Main Mental Health Center des Universitätsklinikums Frankfurt am Main statt. Während der Rekrutierung befanden sich die Teilnehmenden in stationärer Behandlung der SUD. Teilnehmende wurden aufgefordert, ein Ereignis als Freitext zu beschreiben, bei dem sie wegen ihrer Abhängigkeit von medizinischem Personal besonders schlecht behandelt wurden. Für die Auswertung der qualitativen Daten kam die reflexive thematische Analyse (RTA) nach Braun & Clarke zum Einsatz. Die Themenentwicklung erfolgte entlang der sechs Analysephasen, zunächst induktiv, später ergänzt durch deduktive Elemente. Die inhaltliche Analyse gelang auf semantischer und latenter Ebene. Ergänzend wurden Zwischenschritte in einer Forschungswerkstatt diskutiert.

Ergebnisse
Der Vortrag stellt das methodische Vorgehen der RTA dar. Hierzu soll der komplexe analytische Prozess der Auswertung der qualitativen Daten und dessen Herausforderungen beleuchtet werden. Ein wichtiger Fokus liegt hierbei auf der kritischen Reflexion der eigenen Subjektivität als forschende Person.

Diskussion und Schlussfolgerung
RTA ist eine komplexe Methode, um qualitative Daten zu analysieren. Durch RTA wird eine detaillierte Analyse des subjektiven Empfindens von Betroffenen innerhalb medizinischer Institutionen ermöglicht. Die Methode eignet sich, um die vielschichtigen Perspektiven von Betroffenen sichtbar zu machen. Für zukünftige Forschungsfragen zum Stigmatisierungserleben könnten Interviews als ergänzendes Element sinnvoll sein.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
 

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Stockreiter, D., Binder, A., Burger, F., Müller, L., Reif, A., & Luderer, M. (2025). Verborgene Stimmen: Was Freitextanalysen aus Fragebögen über Stigmatisierungserfahrungen von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen im Gesundheitswesen offenbaren. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2243. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2243