Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2236
Stigma und das Gesundheitssystem
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Menschen mit Suchtproblemen werden weiterhin als Randgruppe betrachtet und stigmatisiert – trotz der Häufigkeit von Suchterkrankungen, und obwohl Personen aus allen sozialen Schichten betroffen sind. Das Suchtstigma isoliert Menschen, die Hilfe brauchen, und entwertet jene, die Kraft und Selbstvertrauen benötigen, um gesundheitliche und psychische Probleme zu bewältigen. Findet dann Stigmatisierung im Gesundheitssystem statt, ist dies besonders gefährlich, weil Menschen hier Empathie, Sicherheit und Hilfe erwarten.
Der Vortrag wird Evidenz zur Stigmatisierung innerhalb des Gesundheitssystems zusammentragen und versuchen aufzuzeigen wie Stigmatisierung innerhalb des Gesundheitssystems reduziert werden könnte.
Methoden
Es wurde ein narratives Review der Literatur durchgeführt.
Ergebnisse
Im medizinischen Versorgungssystem werden Menschen mit Suchterkrankungen stigmatisiert und öfter unzureichend medizinisch versorgt. Die Einstellungen von Ärztinnen und Ärzten sind mehr als bei anderen Patientengruppen von dem Wunsch nach sozialer und medizinischer Distanz geprägt. Eine längere Tätigkeit im professionellen Bereich sowie eine unzureichende suchtmedizinische Ausbildung sind wesentliche Prädiktoren für diese Einstellungen. In den letzten 10 Jahren gibt es zunehmende Interventionsstudien die zeigen, dass das Stigma bei Professionellen reduziert werden kann. Die Effektstärken sind insgesamt klein. Besonders wirksam scheinen Kontaktinterventionen mit Kompetenzvermittlung zu sein. Arbeiten mit Studierenden (Interventionspopulation) und mit fehlendem Follow-Up sind deutlich überrepräsentiert. Effekte auf Gesundheitsbezogene Variablen oder Behandlungsqualität wurden nicht untersucht.
Diskussion und Schlussfolgerung
Im medizinischen Versorgungssystem sollten Mitarbeiter*innen hilfesuchenden Menschen ohne abwertende, stigmatisierende und selbstwertmindernde Begriffe und Verhaltensweisen begegnen. Ansonsten droht mit der Verstärkung von Scham und einer Minderung des Selbstwerts ein direkter und sehr realer Gesundheitsschaden. Insbesondere im Hinblick auf Suchterkrankungen ist dies keine Frage von Nettigkeit oder Moral, sondern ein potenzielles medizinisches Fehlverhalten, das das Suchtstigma perpetuiert und verstärkt und Heilung verhindert.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.