Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2222
Wie zuverlässig sind Bevölkerungsumfragen zum Alkoholkonsum?
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Der im Selbstbericht erfasste Alkoholkonsum bildet den tatsächlichen Pro-Kopf-Konsum, der auf Basis von Verkaufsstatistiken berechnet wird, nur unzureichend ab. In diesem Vortrag wird a) die Bedeutung dieser systematischen Verzerrung für die Berechnung entscheidender Gesundheitsparameter (z.B. alkoholspezifische Mortalität), b) verschiedene Ursachen und c) potenzielle Lösungsansätze diskutiert.
Methoden
Es werden Daten zum selbstberichteten Alkoholkonsum aus verschiedenen Bevölkerungsumfragen aus Deutschland und Europa herangezogen und mit dem jeweiligen Pro-Kopf-Konsum basierend auf Verkaufsstatistiken verglichen. Als mögliche Einflussfaktoren werden Umfragemodalitäten, Fragebogendesign und Spezifika unterschiedlicher Konsumgruppen in Betracht gezogen. Lösungsansätze werden der internationalen Literatur entnommen.
Ergebnisse
Umfragen erfassen nur ca. 40-60% des Pro-Kopf-Konsums, wobei insbesondere hoch-riskante Konsumierende unzureichend abgebildet werden. Die Wahl der Umfragemodalität (z.B. online Befragung anstelle eines persönlichen Interviews) sowie das Fragebogendesign (z.B. Darstellung von Standardgetränken) können der Unterschätzung des Alkoholkonsums in Bevölkerungsumfragen teilweise entgegenwirken. Zudem legen Ergebnisse längsschnittlicher Studien nahe, dass Angaben zur Lebenszeitabstinenz über mehrere Erhebungswellen inkonsistent sind. Die mangelnde Qualität von Umfragedaten beeinträchtigt die Schätzung entscheidender Gesundheitsparameter. Um Lebenszeitabstinenz und hoch-riskanten Alkoholkonsum besser abzubilden, können gezielte Erhebungen oder Triangulation mit anderen Datenquellen (z.B. Krankenhausstatistiken) vorgenommen werden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Alkoholkonsum wird in Bevölkerungsumfragen nur unzureichend abgebildet, was in der Interpretation entsprechender Ergebnisse berücksichtigt werden muss. Nichtsdestotrotz bleiben Umfragen eine wichtige Datenquelle zur Bestimmung von Alkoholkonsum und Konsummustern innerhalb der Gesellschaft.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten:
Carolin Kilian und Jakob Manthey haben als Berater:in für Gesundheitsorganisationen gearbeitet und Honorare bzw. Reisekostenerstattungen von diesen erhalten.