Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2217

Zur Situation in offenen Drogenszenen - ein Update (S09), ID 2217

Zwei Jahrzehnte in der Frankfurter „harten Szene“

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Bernd Werse (Frankfurt University of Applied Sciences), Ines Arendt (Hochschule Darmstadt)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die „harte Szene“ im Frankfurter Bahnhofsviertel ist seit vielen Jahren Gegenstand der öffentlichen Diskussion, zuletzt im Zusammenhang mit der Wahrnehmung einer sich zuspitzenden Situation, was Konsum und Lebensbedingungen angeht. Im Unterschied zu anderen deutschen Städten, in denen Crack erst in jüngster Zeit in nennenswertem Ausmaß konsumiert wird, kann Frankfurt bereits auf rund 25 Jahre Erfahrung mit der Verbreitung rauchbaren Kokains zurückblicken. Die Entwicklung bei dieser und anderer Drogen, Lebensalltag, Gesundheitszustand und Nutzung von Hilfsangeboten werden seit mehr als 20 Jahren im Rahmen einer regelmäßigen Studie dokumentiert.

Methoden
Seit 2002 wird, gefördert vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt, die Studie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) durchgeführt. Alle zwei Jahre werden im Rahmen des Projektes 150 Personen, die sich im Bereich der „harten Szene“ bewegen, mittels standardisierten, Tablet-gestützten Face-to-face-Interviews zu diversen Aspekten ihres Lebensalltages befragt, wie z. B. Wohn- und Beschäftigungssituation, Substanzkonsum, gesundheitliche Lage, und Nutzung von Sucht- und Drogenhilfe. Bei der Präsentation der Ergebnisse kann auf einen Zeitraum von 22 Jahren zurückgeblickt werden.

Ergebnisse
Die Ergebnisse der Erhebung aus dem Jahr 2024 wurden zum Zeitpunkt der Einreichung dieses Abstracts noch nicht publiziert. Langfristig kann aus der Szene über wechselnde Konsummuster mit unterschiedlichen Substanzen berichtet werden, bei denen die Konzentrierung auf intensiven Crackgebrauch, Rückgänge bei Heroinkonsum sowie intravenöser Applikation und eine tendenzielle Steigerung des Mischkonsums am meisten auffallen. Die Alterung der Szene ist weiter fortgeschritten und insbesondere die Wohnsituation ist seit einigen Jahren prekärer geworden.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die MoSyD-Szenebefragung bietet seit langem eine wertvolle Datengrundlage für die Ausgestaltung drogenhilfepraktischer Maßnahmen vor Ort. Das gilt vor allem für den dokumentierten Wandlungsprozess der Konsummuster und Applikationsformen, aber auch für soziodemographische Spezifika, die auf sich wandelnden Hilfebedarf hinweisen, sowie Fragen zur Nutzung der Drogenhilfe generell.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wird durch das Drogenreferat der Stadt Frankfurt gefördert.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Werse, B., & Arendt, I. (2025). Zwei Jahrzehnte in der Frankfurter „harten Szene“. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2217. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2217