Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2211
Sexuelle Risiken bei jungen Patient:innen in der stationären Jugendsuchtbehandlung
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Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Befriedigende und risikoarme sexuelle Kontakte aufzunehmen gehört zu einer der Entwicklungsaufgaben im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Jugendliche, die einen problematischen Substanzkonsum betreiben, vereinen auf sich häufig Risikofaktoren für eine adaptive Entwicklung, wie eine erhöhte Risikobereitschaft, gesteigerte Impulsivität, mangelndes elterliches Monitoring sowie das Zusammensein mit älteren, substanzkonsumierenden Peers. Gleichzeitig sind dies auch Risikofaktoren dafür, sexuelle Risiken einzugehen. Darunter zählen Geschlechtsverkehr unter dem Einfluss von Alkohol und/ oder Drogen, ungeschütztem Geschlechtsverkehr außerhalb von Partnerschaften sowie später bereute Sexualkontakte. Ziel der Studie war, herauszufinden inwiefern Jugendliche in der stationären Jugendsuchtbehandlung von den genannten sexuellen Risiken berichten und welche möglichen Zusammenhänge sich zu anderen Patient:innenmerkmalen ergeben.
Methoden
Im Rahmen der Mind It!-Studie wurden n = 84 Patient:innen zwischen 13 und 19 Jahren, die sich wegen einer stoffgebundenen Suchtstörung in eine stationäre kinder- und jugendpsychiatrische und -psychotherapeutische Behandlung befanden, schriftlich befragt. Sie machten dabei Angaben zu ihrem Substanzkonsum, ihrer psychischen Gesundheit sowie komorbiden Störungen, Impulsivitätsfaktoren und ihrem sexuellem Verhalten in den letzten 12 Monaten. Die Baseline-Daten wurden explorativ querschnittlich ausgewertet.
Ergebnisse
Große Anteile der Stichprobe berichteten von riskanten sexuellem Verhalten: von den Befragten gaben 69,7% an, in den letzten 12 Monaten mindestens einmal Sexualkontakte unter dem Einfluss von Alkohol/ Drogen gehabt zu haben. Weiterhin berichteten 46,1% von ungeschützten Sexualkontakten außerhalb einer festen Partnerschaft. Bereute Sexualkontakte berichteten 36.9% Befragte, insbesondere weiblichen Personen. Es zeigten sich keine Zusammenhäng zwischen den genannten sexuellen Risiken und komorbiden psychischen Störungen. Vor allem der Impulsivitätsfaktor Dringlichkeit (engl. „urgency“) zeigte jedoch einen positiven Zusammenhang.
Diskussion und Schlussfolgerung
Junge Patient:innen in der stationären Jugendsuchtbehandlung sind eine Personengruppe, die mutmaßlich in besonderem Maße sexuell riskantes Verhalten aufweisen. Stationäre Aufenthalte zur Behandlung von Substanzkonsumstörungen können eine gute Gelegenheit sein, um Botschaften zur Prävention unerwünschter sexueller Kontakte zu platzieren. In die Konzeption von Maßnahmen sollte der Aspekt des Impulsivitätsfaktors Dringlichkeit Beachtung finden.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert (Förderkennzeichen 01GL1745G und 01GL1745F).