Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2203
Affektive und kognitive Mechanismen von Internetnutzungsstörungen: FOR2974
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2025 Deutscher Suchtkongress

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die transregionale Forschungsgruppe „Affective and cognitive mechanisms of specific Internet-use disorders“ (FOR2974) wird seit 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Die FOR2974 adressiert psychologische und neurobiologische Prozesse, die der Entstehung und Aufrechterhaltung einer problematischen Internetnutzung zugrunde liegen könnten. Fokussiert werden die Computerspielstörung, die Pornografienutzungsstörung, die Kauf-Shoppingstörung, und die problematische Nutzung sozialer Netzwerke.
Methoden
In der ersten Förderperiode wurden mehr als 1000 Teilnehmende rekrutiert, die mit einer ausführlichen Kernbatterie im Laborsetting (Dauer ca. fünf Stunden) untersucht wurden. Die Kernbatterie bestand aus einem strukturierten Interview zur Erfassung der Symptomschwere und zur Diagnosestellung. Darüberhinausgehend wurden eine Reihe von experimentellen Paradigmen mit spezifischen suchtrelevanten Reizen durchgeführt (Cue-reactivity Paradigma, Go/No-Go Task, Approach-Avoidance Task) sowie neurokognitive Aufgaben zu Exekutivfunktionen und weiteren kognitiven Leistungen bearbeitet. Zudem wurden diverse Fragebögen zu Suchtverhalten, Persönlichkeit etc., ein 14-Tage Ambulatory Assessment und ein 6-Monate Follow-up erhoben.
Ergebnisse
Bezüglich Exekutivfunktionen weisen Personen mit pathologischer Nutzung (>4 DSM-5 Kriterien für Computerspielstörung, modifiziert für die anderen Formen von Internetnutzungsstörungen) signifikante Reduktionen auf im Vergleich zu Personen mit riskanter (2-4 DSM-5 Kriterien) und unproblematischer Nutzung (0-1 DSM-5 Kriterien). Dieses Bild zeigt sich auch für Cue-Reactivity und Verlangen (pathologisch>riskant>unproblematisch). Das theoriegeleitete Strukturgleichungsmodell bestätigt die Interaktionen von affektiven und kognitiven Pfaden zur Erklärung der Symptomschwere.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der ersten Förderperiode der FOR2974 bestätigen die übergeordneten Hypothesen und das zugrundeliegende theoretische Rahmenmodell. In der zweiten Förderperiode (seit 2024) werden nun auch proof-of-concept Studien durchgeführt, um aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Förderperiode spezifische affektive und kognitive Mechanismen durch gezielte Interventionen zu verändern und damit einen Beitrag zur Therapieoptimierung zu leisten.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit aller Autor:innen an diesem Artikel erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).