Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2202

dg sps Symposium "Harm Reduction und Sucht" (S44), ID 2202

Heroingestützte Behandlung in Norwegen – ein Modellprojekt

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Marja Leonhardt (Oslo University Hospital), Linda Elise Couëssurel Wüsthoff (Oslo University Hospital)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Heroingestützte Behandlung (HAT) ist eine evidenzbasierte Behandlungsform für Opioidabhängigkeit (OUD), die in einer begrenzten Anzahl von Ländern verfügbar ist. Personen mit OUD bei denen Standardbehandlung zu nicht zufriedenstellenden Ergebnissen geführt hat, können in HAT-Kliniken medizinisches Heroin (Diacetylmorphin) zur Injektion oder in Tablettenform zum Gebrauch unter Supervision ausgehändigt bekommen. In 2022 hat Norwegen ein fünfjähriges Modellprojekt gestartet, welches derzeit umfassend evaluiert wird. Ziel einer Teilstudie ist, die Einstellungen und Erfahrungen von klinischem Personal mit der kontrollierten Diacetylmorphin-Abgabe zu untersuchen.

Methoden
Zunächst wurde die Interaktion zwischen Angestellten und Patienten an beiden HAT Standorten in Oslo und Bergen über mehrere Tage observiert und in Feldnotizen festgehalten. Anschliessend wurden 18 individuelle Interviews mit Pflegepersonal, klinischen Sozialarbeitern und Ärzten durchgefüht. Zusätzlich wurden vier ehemalige Kliniker interviewt. Alle Daten wurden mit Reflexiver Thematischer Analyse ausgewertet.

Ergebnisse
Sech Themen, die in Wechselbeziehung zueinanderstehen, wurden aus den Daten herausgearbeitet: 1) Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen, 2) Bedeutung von Beziehungsarbeit, 3) Angebot unter kontinuierlicher Entwicklung, 4) Wichtigkeit von Fachwissen/Erfahrung, 5) Ethisches Dilemma und 6) Wunsch eine Verhaltensänderung zu schaffen.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse dieser qualitativen Studie verdeutlichen, dass die Einstellungen und Erfahrungen des klinischen Personals entscheidend für den Erfolg der heroinassistierten Behandlung sind. Die Bedeutung von Beziehungsarbeit, kontinuierlicher Entwicklung und Fachwissen zeigt, wie wichtig ein unterstützendes und ethisch reflektiertes Umfeld ist. Zukünftige Forschungs- und Praxisansätze sollten diese Faktoren berücksichtigen, um die Behandlungsergebnisse für Menschen mit Opioidabhängigkeit zu optimieren und gesellschaftliche Vorurteile abzubauen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorin erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Dieses Projekt wird vom Norwegischen Gesundheitsdirektorat und dem Universitätskrankenhaus Oslo finanziert.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Leonhardt, M., & Couëssurel Wüsthoff, L. E. (2025). Heroingestützte Behandlung in Norwegen – ein Modellprojekt. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2202. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2202