Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2201

Problematische Nutzung von sozialen Netzwerken und Online-Shopping: Alltagsverhalten, Persönlichkeitsmerkmale und zugrundeliegende psychologische Mechanismen (S26), ID 2201

Tägliche Nutzungsmuster und Prädiktoren für die problematische Nutzung von sozialen Netzwerken und Online-Shopping: Ergebnisse aus einem Ambulatory Assessment

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Annica Kessling (Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen), Andreas Oelker (Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen), Matthias Brand (Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen), Elisa Wegmann (Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen), Astrid Müller (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die problematische Nutzung von sozialen Netzwerken (p-SNU) und Online-Buying-Shopping (p-BSh) weist Gemeinsamkeiten in Persönlichkeitsmerkmalen wie Stressanfälligkeit oder Impulsivität auf und kann durch die Integration in das Alltagsleben schnell zu maladaptiven Gewohnheiten führen. Ein besseres Verständnis alltäglicher Nutzungsgewohnheiten sowie relevanter Einflussfaktoren kann dazu beitragen, funktionelle Beeinträchtigungen besser einzuordnen und gezielte Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu entwickeln. Die vorliegende Studie untersucht daher, inwieweit sich tägliche Nutzungszeit, Alltagsbeeinträchtigung und Craving nach der Nutzung bei p-SNU und p-BSh unterscheiden und ob sie auf der Grundlage spezifischer Persönlichkeitsmerkmale vorhergesagt werden können.

Methoden
Es wurden 72 Teilnehmende mit p-SNU und 64 mit p-Bsh in einer multizentrischen Studie (FOR2974) rekrutiert und anhand eines strukturierten klinischen Interviews klassifiziert. In der Hauptstudie wurden die Nutzungsdauer, Symptomschwere von p-SNU und p-BSh, allgemeine problematische Internetnutzung, Impulsivität und chronischer Stress untersucht und als Prädiktoren für die Analyse eingesetzt. In einem 14-tägigen Ambulatory Assessment berichteten die Teilnehmerinnen über Alltagsbeeinträchtigungen und tägliches Craving, die Anwendung zu nutzen, die für die vorliegende Analyse als abhängige Variablen dienten.

Ergebnisse
Teilnehmende mit p-SNU berichteten über signifikant längere tägliche Nutzungszeiten im Vergleich zur Gruppe mit p-BSh, während Letztere stärkere Alltagsbeeinträchtigungen angab. In einer Regressionsanalyse unter Einbezug aller Prädiktoren zeigte sich, dass ausschließlich die Ausprägung allgemeiner problematischer Internetnutzung signifikant zur Erklärung der Varianz in erlebten Alltagsbeeinträchtigungen und Craving bei p-SNU beitrug. Bei p-BSh wurden die höchsten Varianzanteile in Bezug auf Alltagsbeeinträchtigungen und Craving durch allgemeine problematische Internetnutzung und die Nutzungsdauer von Shoppinganwendungen aufgeklärt.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die zugeschriebene Priorität der spezifischen Anwendung sowie die generelle Neigung zu allgemeiner problematischer Internetnutzung scheinen zentrale Prädiktoren für Alltagsbeeinträchtigungen sowie alltägliches Craving nach der Nutzung im Kontext von p-SNU und p-BSh zu sein. Eine Tendenz zu allgemeiner problematischer Internetnutzung stellt dabei offenbar bereits einen wesentlichen Indikator für negative Folgen im Alltag bei betroffenen Personen dar. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, inwieweit situationsspezifische Auslöser das Nutzungsverhalten im Alltag zusätzlich beeinflussen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit aller Autor:innen an diesem Artikel erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Kessling, A., Oelker, A., Brand, M., Wegmann, E., & Müller, A. (2025). Tägliche Nutzungsmuster und Prädiktoren für die problematische Nutzung von sozialen Netzwerken und Online-Shopping: Ergebnisse aus einem Ambulatory Assessment. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2201. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2201