Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2193

AWMF-S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Internetnutzungsstörungen (S28), ID 2193

Shoppingstörung – Behandlungsempfehlungen und Ausblick

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Astrid Müller (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover), Ekaterini Georgiadou (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; Klinikum Nürnberg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität), Nora M. Laskowski (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; Ruhr-Universität Bochum – Campus OWL; Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizin Campus OWL, Ruhr-Universität Bochum,), Tobias A. Thomas (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover), Nadja Tahmassebi (salus Klinik), Anja Bischof (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck), Hans-Jürgen Rumpf (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck), Sabine Steins-Loeber (Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Bamberg), Matthias Brand (Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Wenn Onlineshopping entgleist und die Kriterien eines abhängigen Verhaltens erfüllt, spricht man von einer (Online-)Shoppingstörung, die als spezifische Internetnutzungsstörung oder als virtuelle Form der im stationären Handel verorteten zwanghaften Kauf-Shoppingstörung verstanden werden kann. Der Vortrag fasst die Behandlungsempfehlungen für die Shoppingstörung unter Bezug auf die AWMF-S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Internetnutzungsstörungen zusammen.

Methoden
Die Empfehlungen basieren auf einem präregistrierten systematischen Review (Müller et al., 2023) mit einer Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Scopus, Web of Science und PsycInfo in Übereinstimmung mit dem PRISMA 2020 Statement.

Ergebnisse
Keine der eingeschlossenen Behandlungsstudien befasste sich explizit mit Online-Shopping. Vier randomisierte kontrollierte Psychotherapiestudien ergaben, dass kognitive Verhaltenstherapie die Symptome einer zwanghaften Kauf-Shoppingstörung wirksam reduzieren kann. Drei plazebokontrollierte Medikamentenstudien mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern oder Topiramat ergaben keine Überlegenheit des Medikaments. Die Studien wiesen viele methodische Mängel auf. Prädiktoren für das Behandlungsergebnis wurden nur selten und Mechanismen der Veränderung überhaupt nicht untersucht. Gemäß Risk-of-Bias Bewertung gab es ein hohes Risiko von Berichtsverzerrungen.

Diskussion und Schlussfolgerung
Menschen mit Shoppingstörung sollte eine kognitive Verhaltenstherapie angeboten werden. Angesichts der geringen Anzahl kontrollierter Behandlungsstudien, der methodischen Einschränkungen und fehlenden Fokussierung auf Online-Shopping besteht Bedarf an qualitativ hochwertiger Therapieforschung. Diese sollte die Mechanismen der Veränderung sowie die Wirksamkeit von „blended“ Psychotherapie (Kombination von „Face-to-face“-Psychotherapie und z.B. Cue Exposure Training, Cognitive Bias Modification) systematisch untersuchen. Pharmakologische Behandlungsansätze würden von weiteren Forschungsergebnissen zur Neurobiolgie der Shoppingstörung profitieren.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Die Arbeit von Astrid Müller, Tobias A. Thomas, Hans-Jürgen Rumpf, Sabine Steins-Loeber und Matthias Brand erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Müller, A., Georgiadou, E., Laskowski, N. M., Thomas, T. A., Tahmassebi, N., Bischof, A., … Brand, M. (2025). Shoppingstörung – Behandlungsempfehlungen und Ausblick. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2193. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2193