Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2190
Der Beitrag der Suchtberatung zur Entstigmatisierung
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
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Hintergrund
Die Bewertung eines Verhaltens, das als „unmäßig“ beschrieben wird und in Zusammenhang mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen, z. B. Alkohol, steht, ist seit der Antike eng mit gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen verknüpft. Ein solches Verhalten wurde in vielen Kulturen als moralisches Versagen oder Charakterfehler angesehen. In der Folge erfahren die Betroffenen häufig einen Vertrauensverlust. Vertrauen ist jedoch wesentlich für soziale Interaktionen.
Methoden
Die Klassifizierung als „süchtig“ oder „abhängig“ dient KlientInnen als Voraussetzung für den Zugang zu Hilfsangeboten. Zugleich werden die Betroffenen durch die Klassifizierung jedoch mit negativen Zuschreibungen konfrontiert. Das bestehende Stigma wird verstärkt, weil es sich um eine klassifizierende Zuschreibung handelt. Betroffene erhalten zwar Unterstützung, vertiefen zugleich aber ihre soziale Ausgrenzung. Die Etikettierung als „süchtig“ kann bspw. dazu führen, dass Betroffene von ihrem Umfeld auf ihre Suchtproblematik reduziert werden.
Ergebnisse
Die Suchtberatung kann in mehrfacher Weise einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten:
• Sie kann suchterfahrenen Personen die Teilhabe an Hilfsangeboten ermöglichen.
• Sie kann durch zieloffene Beratung zur Bewältigung von Krisen und einer Verbesserung der Lebenssituation beitragen.
• Sie kann selbstverantwortete Entscheidungsprozesse bei den KlientInnen anstoßen und unterstützen.
• Sie kann Brücken zum sozialräumlichen Umfeld bauen.
• Sie kann die KlientInnen dabei unterstützen, selbstgewählte Veränderungsprozesse umzusetzen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Suchtberatung kann suchterfahrenen Menschen und ihrem Umfeld dabei helfen, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Die Unterstützung von selbstverantworteten Entscheidungen, insbesondere in der Frage, ob eine suchtmedizinische Behandlung angestrebt wird, trägt zur Nachhaltigkeit einer solchen Behandlung bei. Auch durch Netzwerkarbeit, etwa bei der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten oder sonstigen Angeboten, kann sie aktiv zur Entstigmatisierung beitragen. Zu diskutieren wäre, ob diese Überlegungen auch auf Glücksspielsucht übertragbar sind.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.