Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2181

Suchtprävention und vulnerable Zielgruppen (S34), ID 2181

Präventionsempfehlungen zum Konsum von Benzodiazepinen und Opioiden unter jungen Menschen in Deutschland (BOJE Prävention)

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Rüdiger Schmolke (Fachhochschule Potsdam)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Vor dem Hintergrund zunehmender Verbreitung von Benzodiazepinen und Opioiden unter jungen Menschen in Deutschland (auch) im Zusammenhang mit jugend-/musikkulturell geprägten Szenen (v.a. HipHop/Rap) wurden im Rahmen des Forschungsprojekts BOJE neben Konsummotiven und Konsummustern auch Präventionsempfehlungen abgeleitet.

Methoden
Neben einer quantitativen Online-Umfrage (N=1.148) und qualitativen Interviews (N=15) wurden 2023 im Rahmen von zwei Fokusgruppen-Befragungen 9 Personen mit besonderer Expertise aus Prävention, Beratung und Therapie befragt. mende). Die Befragten arbeiteten in den Feldern Telefonhotline, Suchtprävention (inkl. Streetwork/aufsuchende Arbeit im Sozialraum sowie sog. Partyprojekte), Drogen- und Suchtberatung, therapeutische Wohngemeinschaften und ambulante Therapie mit jungen Menschen. Mit ihnen wurden die Ergebnisse aus den Konsumierendenbefragungen diskutiert sowie geeignete Präventionsempfehlungen erhoben und anhand gängiger Definitionen von Präventionsstrategien geclustert, fachlich anhand ihrer Umsetzbarkeit bewertet und in Empfehlungen überführt.

Ergebnisse
Die Expert:innen berichteten von zahlreichen ihnen bekannten oder von ihnen bereits erprobten Präventionsmaßnahmen und bewerteten diese bezüglich ihrer Effektivität. Daneben benannten sie neue Ansätze und Leerstellen. Die Empfehlungen beinhalten unter anderem:
(universelle Prävention) Gezielte Nutzung Sozialer Medien (in Kooperation mit Role Models/Influencern) und altersspezifisch attraktiver Safer-Use-Materialien und interaktiven Präventionsbausteinen
(selektive Prävention) Entwicklung aufsuchender Angebote in der HipHop-Szene sowie soziallagen- und sozialräumlicher Angebotsstrukturen
(indizierte Prävention) Qualifizierung der Drogen-/Suchtberatung (“Booster-Programm”)
(strukturelle Prävention) Einrichtung einer nationalen, verbändeübergreifenden Fachgruppe zum Monitoring und zur verbesserten Kennzeichnung verschreibungsfähiger Medikamente

Diskussion und Schlussfolgerung
Bei der Prävention des Benzodiazepin- und Opioidkonsums sind bestehende Strukturen der Suchtprävention zu strken und zielgruppen- und settinggerecht zusätzliche neue Maßnahmen zu entwickeln. Dabei sollte insbesondere auf eine stigmasensible Umsetzung geachtet werden. Großangelegte Aufklärungskampagnen werden nicht empfohlen.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich erkläre, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schmolke, R. (2025). Präventionsempfehlungen zum Konsum von Benzodiazepinen und Opioiden unter jungen Menschen in Deutschland (BOJE Prävention). Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2181. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2181